Viele Burger-King müssen schließen, weil sie nicht mehr beliefert werden. Foto: Getty Images Europe

Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Zahl der Franchisenehmer stark gewachsen. Während es 1996 noch 24 000 Franchisenehmer gab, ist die Zahl bis 2013 um 219 Prozent auf 76 500 gestiegen. Nach dem Fall Burger King droht der Branche ein Imageverlust.

Im Gegensatz zu Pommes von Burger King ist das Thema Franchise derzeit in aller Munde. So heißt das Geschäftsmodell, das hinter der Fast-Food-Kette steht. Es funktioniert so: Ein selbstständiger Unternehmer erwirbt bei einem Franchisegeber die Lizenz, einen eigenen Laden unter einem bestimmtem Markennamen zu betreiben (der englische Begriff „Franchise“ steht für Lizenzvergabe). Der amerikanische Fast-Food-Konzern Burger King hat mit diesem Konzept in Deutschland 700 Filialen betrieben. 89 davon mussten jetzt wegen unakzeptabler Hygiene- und Arbeitsbedingungen geschlossen werden. Einer Umfrage zufolge gehen mehr als die Hälfte der Deutschen davon aus, dass die Marke Burger King schon jetzt unter dem Skandal leidet. Klar ist, dass nun die Franchiseunternehmen in Deutschland ihre Lehren aus dem Fall ziehen müssen, wenn sie nicht in der Schmuddelecke landen wollen.

Vor allem seit Mitte der 1990er Jahre ist die Zahl der Franchisenehmer stark gewachsen. Während es 1996 noch 24 000 Franchisenehmer gab, ist die Zahl bis 2013 um 219 Prozent auf 76 500 gestiegen. Diese Unternehmer leiten Betriebe von insgesamt rund 1000 Franchisemarken. Der größte Teil der Franchisenehmer findet sich im Dienstleistungsbereich (45 Prozent). Ein Beispiel ist der Nachhilfe-dienstleister Schülerhilfe. An zweiter Stelle steht der Handel mit 25 Prozent. So ist die Handelskette für Tierbedarf Fressnapf ein Franchisesystem genauso wie Beate Uhse, ein Unternehmen für Erotikartikel. Erst dann folgt mit 18,3 Prozent der Bereich Hotel und Gastronomie.

Das Modell hat in den vergangenen Jahren an Beliebtheit gewonnen, weil sich die Franchisegeber davon versprochen haben, auf diese Weise wesentlich günstiger expandieren zu können als über eigene Filialen. Für Franchisenehmer besteht der Reiz darin, dass sie einerseits selbstständig arbeiten, gleichzeitig aber auf ein etabliertes Geschäftsmodell aufsatteln können. Trotzdem machen viele Franchisenehmer nach einigen Jahren wieder dicht. Denn das Konzept hat auch erhebliche Schattenseiten. So kommen zusätzlich zu den Lizenzgebühren weitere Abgaben etwa für Werbemaßnahmen hinzu. Außerdem muss der Franchisenehmer alle Produkte von dem Unternehmen beziehen, mit dem er einen Vertrag geschlossen hat. Er kann nicht einfach auf einen anderen Lieferanten umsteigen – selbst wenn er seine Waren dort günstiger bekäme. Zudem ist das Risiko ungleich verteilt. Wenn ein Laden gut läuft, profitiert der Franchisegeber. Denn je höher der Umsatz einer Filiale ist, desto höher sind in der Regel auch die Gebühren, die der Franchisenehmer abdrücken muss. Geht das Konzept nicht auf, sind die Franchisenehmer die Leidtragenden. Dabei handelt es sich meist um Kleinunternehmer. Dass eine Holding 89 Filialen betreibt, wie es bei Burger King der Fall war, gilt in der Branche als absolute Besonderheit.

Unter diesem Preisdruck kommen oft die Arbeitnehmerrechte zu kurz. Das kritisieren die Gewerkschaften völlig zu Recht. Selbst wenn ein Lizenzgeber tarifgebunden ist, kann der Franchisenehmer davon abweichen, weil er selbstständig arbeitet. Auch Betriebsräte kommen in den Betrieben der Franchisenehmer wesentlich seltener vor, da die Mitarbeiter sich in den kleinen Einheiten oft nicht trauen, gegen den Willen ihres Chefs Arbeitnehmervertretungen zu gründen. Noch steigt die Zahl der Franchisenehmer in Deutschland an. Nun ist es wichtig, dass die Unternehmen sich im Hinblick auf Arbeitnehmerrechte auf die sichere Seite bringen und funktionierende Qualitätsmanagementsysteme einführen, damit solche Skandale wie bei Burger King nicht mehr vorkommen können. Denn immerhin hängen allein in Deutschland inzwischen über 500 000 Arbeitsplätze von Franchisesystemen ab.