Hätte der Präsident nur halb so viel Anstand wie Machtbewusstsein, er wäre längst zurückgetreten. Stattdessen sprach Blatter (79) nach der Wahl davon, sich jung genug zu fühlen für die Erneuerung der Fifa. Es klang wie eine Drohung.
Zürich - Manchmal sagt ein Satz mehr aus über einen Menschen, als es ein ganzes Buch vermag. „Die Fifa“, meint Joseph Blatter, der Präsident des Weltverbandes, „ist durch die positiven Emotionen, die der Fußball auslöst, einflussreicher als jedes Land der Erde und jede Religion.“ Die Frage, welche Machtposition sich daraus für den Fifa-Chef ergibt, hat Blatter nicht beantwortet. Das übernahmen die Mitgliedsverbände: Sie haben den Mann, der im dunklen Reich der Korruption herrscht wie ein unantastbarer Sonnenkönig, mit klarer Mehrheit im Amt bestätigt. Was für ein Zeichen der Ignoranz!
Noch einmal hat sich der oberste Fußball-Funktionär auf seiner Spielwiese der Intrigen durchgesetzt – ohne die Verantwortung für die schwarzen Schafe aus seinem Team und ihre betrügerischen Machenschaften zu übernehmen. Um sie kümmern sich inzwischen die Justizbehörden. Wäre Sepp Blatter Chef einer Regierung oder eines Unternehmens, er könnte sich nie und nimmer an der Spitze halten. Aber der Fußball spielt auch hier nach seinen eigenen Regeln.
Bis zur Wahl von Blatter lief es gut aus Sicht aller, die diesen Sport lieben. Endlich gibt es Strafverfolger, die den Fifa-Sumpf austrocknen wollen. Und endlich wachen die Sponsoren auf, die das Millionenspiel finanzieren, und fordern von der Fifa Sofortmaßnahmen gegen die Krise. Doch die Fifa-interne Opposition verpasste es, diesen Ball aufzunehmen – sie ist so harmlos wie eine Fußball-Elf ohne Stürmer. Prinz Ali, Blatters Gegenkandidat, hatte nicht einmal mehr den Mut, zum zweiten Wahlgang anzutreten.
Hätte der Präsident nur halb so viel Anstand wie Machtbewusstsein, er wäre längst zurückgetreten. Stattdessen sprach Blatter (79) nach der Wahl davon, sich jung genug zu fühlen für die Erneuerung der Fifa. Es klang wie eine Drohung.