Biogas ist umweltfreundlich, aber nicht immer sicher. Foto: dpa

Bei Biogasanlagen liegt einiges im Argen. Die Politik hat im Punkto Anlagensicherheit zu lange zu viel durchgehen lassen. Damit hat sie den Betreibern – oft Bauern – einen Bärendienst erwiesen, meint Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger.

Stuttgart - In Baden-Württembergs Hinterland gärt es gewaltig. An mittlerweile fast 900 Standorten erzeugen Landwirte und Energieunternehmen in haushohen Anlagen Bioenergie aus Pflanzenresten, Gülle und Abfall. Wie Pilze sind die Biogasbrüter in den 2000er Jahren in ganz Deutschland aus dem Boden geschossen. Ähnlich wie bei den fast zeitgleich aufgekommenen Erdwärmebohrungen boomte das Geschäft – dank üppiger Subventionen – gewaltig. In immer kürzerer Zeit wurden immer mehr Anlagen errichtet. Dass dabei oft nicht genau hingeschaut wurde, wird jetzt immer klarer.

In Deutschlands Hinterhöfen hat sich ein Kraftwerkspark – mitunter Marke Eigenbau – etabliert, den Experten als marode oder gar als Sicherheitsrisiko einstufen. Zumindest weisen viele Biogasanlagen erhebliche Mängel auf. Eine Studie des Landes spricht von Problemen bei fast jeder zweiten Anlage in Baden-Württemberg. Versicherungen schrecken mittlerweile davor zurück, die Gärmeiler überhaupt noch zu versichern.

Wegen der Energiewende wollte die Politik nicht zu genau hinschauen

Das alles zeigt, dass Handlungsbedarf besteht. Allzu gutgläubig hat die Politik in den vergangenen Jahren auf die Betreiberverantwortung bei diesem durchaus sensiblen Bereich der Energiewende vertraut. Vielleicht wollte man es auch gar nicht so genau wissen, um die gerade einsetzende Energiewende nicht durch zu viel Reglementierung abzuwürgen.

Damit hat die Politik die oft bäuerlichen Erzeuger ins offene Messer laufen lassen. Denn nun werden Kontrolleure ausgesandt. Und man beginnt, Anlagen stillzulegen. So weit hätte es aber nicht kommen müssen. Dass vieles in der Branche handgestrickt und allzu hemdsärmelig ist, ist Fachleuten seit langem klar. Nur hat die Politik darauf lange Zeit nicht reagiert.

w.rosenberger@stn.zgs.de