Ideengeber: Richard Arnold Foto: Leif Piechowski

Bildung als Entwicklungshilfe: Die Integration von Asylbewerbern ins Arbeitsleben muss erleichtert werden, fordert Jan Sellner im Kommentar.

Allzu oft reden wir über Asylpolitik in Zahlen. Reden wir lieber über Menschen: In Nigeria lebt beispielsweise ein Mann, der von einer Zukunft in Deutschland träumte. Es blieb ein Traum; sein Asylantrag wurde abgelehnt. Er musste zurück. Doch er nahm etwas mit – eine handwerkliche Ausbildung, die er auf unbürokratische Weise in Schwäbisch Gmünd erhalten hatte. Heute betreibt er in seiner Heimat eine Zementfabrik, oder sagen wir: ein Zementfabrikle. Er schickte sogar Bilder. Wer würde dem Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold widersprechen, der zu dieser Geschichte sagt: „Bildung ist die beste Entwicklungshilfe.“

Bildung ist auch der beste Weg zur Integration. Deshalb ist Arnolds Vorschlag, eine generelle Berufsschulpflicht für Asylbewerber einzuführen, auch eine ernsthafte Debatte wert. Nach dem Motto „Lernen statt warten“ könnten Asylbewerber ohne Zeitverlust Wissen erwerben, das sie hier oder anderswo anwenden könnten. Sie hätten eine Perspektive – und viele Bürger ein gutes Gefühl.

So wie es jetzt ist, ist es jedenfalls nicht gut. Die schleppende Bearbeitung von Asylanträgen in Deutschland hat laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Folge, dass viele der Ankommenden zum Nichtstun verdammt sind. Daran ändert auch die formale Begrenzung des Arbeitsverbots auf drei Monate nichts. Denn kein Arbeitgeber stellt Arbeitssuchende ein, von denen unklar ist, ob sie das Land demnächst wieder verlassen müssen. Dazu kommt die überlange sogenannte Vorrangprüfung, derzufolge immer erst geprüft werden muss, ob nicht auch ein Bewerber aus der EU den Job machen könnte. Deutschland, deine Vorschriften! Gerade im Umgang mit Flüchtlingen bräuchte es weniger davon und dafür mehr gute Ideen.

j.sellner@stn.zgs.de