Rückzug: Energiewende ist über EnBW-Chef Villis hinweggegangen, sagt Jan Sellner.

Karlsruhe - „Ich gehe davon aus, dass man mir auch in Zukunft das Vertrauen schenkt“, hatte EnBW-Chef Hans-Peter Villis erst vor kurzem erklärt. Wie ein Vorstandschef sich doch täuschen kann! Am Dienstag  musste Villis eingestehen, er könne „nicht mehr vom ungeteilten Vertrauen des Aufsichtsrats ausgehen“. Eine höfliche Umschreibung für das handfeste Misstrauen, das dem Energiemanager von Grün-Rot entgegengeschlagen ist. Immerhin durfte er seinen Rauswurf als Rückzug verkaufen.

In der Sache handelte die Landesregierung konsequent. Der Chefposten des in öffentlichen Besitz zurückgekehrten Unternehmens stellt eine Schlüsselposition dar: Der EnBW-Chef muss Repräsentant der Energiewende sein. Villis, der lange davon träumte, ein neues Atomkraftwerk zu bauen, war dafür der falsche Mann. Jenseits von Zahlen und Fakten bestand aber auch eine individuelle Unverträglichkeit zwischen Villis und Regierungsvertretern. Das zeigte sich exemplarisch in seinem halsbrecherischen Versuch, das Land beim Thema Kapitalerhöhung unter Druck zu setzen.

Und jetzt? Villis abzulösen ist das eine. Den passenden Nachfolger zu finden, der ungleich schwerere Teil der Operation. Die Ansprüche von Grün-Rot sind hoch.