Windräder: Droht nach den neuen Plänen zur Ökoenergieförderung der Windkraft in Süddeutschland das Aus? Foto: dpa

Die Bundesregierung will den Ausbau erneuerbarer Energien mit einer Radikalkur in neue Bahnen lenken. Dabei könnte der Südwesten als Standort für Windkraft ebenso unter die Räder kommen wie die Interessen engagierter Bürger, meint Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger.

Stuttgart - Die Förderung von Ökoenergie im Land wird auf neue Beine gestellt. Einen Zuschlag zum Bau einer Wind- und Solaranlage bekommen in Zukunft nur noch die günstigsten Anbieter. Über ein neues Ausschreibungsmodell will die Bundesregierung Wildwuchs beim Anlagenneubau in den Griff bekommen. Der Schritt, der sich übrigens schon seit Monaten angedeutet hat, kommt einer Revolution gleich. Bisher erhielten die Betreiber von Öko-Kraftwerken nämlich eine fixe Vergütung pro Einheit Strom über 20 Jahre. Diese Luxus-Förderung hat speziell bei Betreibern von Solaranlagen und Windrädern für Traumrenditen gesorgt. Die Zeche zahlte die Allgemeinheit über teurere Strompreise.

Dass die Politik nun daran geht, das bestehende Fördersystem abzulösen, ist daher richtig. Ob die Energiewende auch mit den neuen Ausschreibungsverfahren gelingt, steht aber auf einem anderen Blatt. Eine offene Frage ist bislang, ob die Windkraft in Zukunft auch in Süddeutschland eine Chance hat. Die dortigen Standorte sind windärmer als im Norden und daher teurer. Investoren werden deshalb einen Bogen um sie machen. Ein Deutschland, in dem der Windstrom nur aus dem Norden kommt, hat aber erhebliche Nachteile. Wertschöpfung wird ungleich verteilt, das Energiesystem wird anfälliger, etwa bei extremen Wetterlagen.

Außerdem liegt auf der Hand, dass ökobegeisterte Privatleute und Bürgerinitiativen die Verlierer im neuen System sind. Denn Ausschreibungen sind viel komplexer zu kalkulieren als die bisherigen Festvergütungen. Die nötigen planerischen Kapazitäten haben oft nur Konzerne. Denen ist das neue Gesetzesvorhaben auf den Leib geschrieben. Die Ausnahmeregelungen, um bürgerliches Engagement im Energiebereich weiterhin zu ermöglichen, sind viel zu zaghaft. Die Energiewende in Bürgerhand? Mit den vorliegenden Plänen rückt sie jedenfalls in weite Ferne.