Der Personalmangel in Kitas verursacht hundertfach leer stehende Plätze. Foto: dpa

Erzieherinnen sollten – wie andere Lehrlinge auch – während der Ausbildung bezahlt werden, fordert Redakteurin Barbara Czimmer-Gauß in ihrem Kommentar.

Stuttgart - Auf Varieté-Bühnen ist dieser Trick Standard: Der Magier gießt literweise Wasser in ein Gefäß, doch es läuft und läuft nicht über. Die Stuttgarter Kinder- und Jugendhilfe erlebt Ähnliches. Seit einem Jahrzehnt baut sie eine um die andere neue Kindertagesstätte und hat, gemeinsam mit den kirchlichen und freien Anbietern, einen beachtenswerten Zuwachs geschaffen. Und doch ist die Landeshauptstadt sehr weit weg von einer Kita-Schwemme.

Im Gegenteil: Seit Jahren fehlen Tausende Betreuungsplätze, selbst dort, wo neu gebaut wurde. Das erstaunt ebenso wie der Wassertrick. Doch die Stadt manipuliert nicht, sie kämpft gegen starre Strukturen.

Halb leere neu eröffnete Kitas sind deutlicher Beweis für fehlendes Personal. Der Fachkräftemarkt ist leer gefegt. Kein Wunder, denn nur wenige, oft Quereinsteiger, verdienen während ihrer Ausbildung Geld. Das Gros der Schulabgängerinnen hingegen arbeitet drei Jahre lang für Gotteslohn. Dabei ist Kinderbetreuung ein harter Standortfaktor für Kommunen geworden, um Steuerzahler zu halten und anzulocken. Zeit also, die Ausbildung zu modernisieren, Erzieherinnen endlich bezahlt auszubilden. Dann kann sich Stuttgart die Tricks der Personalwerbung sparen.

barbara.czimmer@stzn.de