Was nun, Herr Trump? Der US-Präsident bei seiner Erklärung nach den von ihm befohlenen US-Luftschlägen gegen das mit Russland verbündete Assad-Regime. Foto: AP

Nach dem Angriff auf Assad ist der Krieg in Syrien auch Trumps Krieg, meint Thomas Maron. Um da wieder raus zu kommen, müssen Trump und Putin kooperieren. Andernfalls sieht es düster aus. Denn in Syrien stehen sich die USA und Syrien im Ernstfall direkt gegenüber.

Berlin - Die Nachricht, dass die USA auf Geheiß des cholerischen Präsidenten Donald Trump einen syrischen Flughafen bombardierten, ließ einen innehalten. Die Tatsache, dass waffenstarrende Regionalmächte wie Saudi-Arabien, der Iran und die Türkei sowie die Nuklearmächte USA und Russland sich in Syrien direkt gegenüberstehen, führt einem vor Augen, dass dieses grauenvolle Gemetzel das Zeug dazu hat, in einen Weltkrieg auszuarten, wenn nicht alle wichtigen Akteure die Nerven behalten. Man kann nur hoffen, dass sowohl dem Twitterkönig in Washington als auch dem Möchtegern-Zar in Moskau klar ist, dass es bei einem solchen Deal keine Gewinner gibt.

Der Angriff kam nicht überraschend, denn Trump war im Zugzwang. Nach schweren innenpolitischen Niederlagen stand die Reputation eines Mannes auf dem Spiel, der vorgibt zu handeln statt nur zu quatschen. Außerdem ist nicht vergessen, dass er seinen Vorgänger Barack Obama als Schwächling verspottete, weil dieser beim Einsatz von Giftgas zwar eine rote Linie zog, aber keine Konsequenzen folgten, als Syriens Despot Baschar al-Assad auf diese Linie pfiff und grausam mit Chlorgas morden ließ. Trump, der sich aus Syrien heraushalten wollte, musste deshalb nun zeigen, dass er sich von Assad nicht vorführen lässt. Deshalb der Luftschlag, dessen angebliche völkerrechtliche Legitimation zwar extrem fragwürdig ist, dies aber auch deshalb, weil Russland im Weltsicherheitsrat verlässlich zugunsten Assads blockiert.

Die Entwicklung nach der Attacke lässt hoffen, dass die Lage stabil bleibt. Trump hat den Angriff auf militärische Infrastruktur begrenzt und als einmalige Vergeltung für den Giftgasangriff in Idlib markiert, bei dem auch viele Kinder qualvoll starben. Russland wurde vorgewarnt und ließ die Attacke in dem von Moskau kontrollierten Luftraum zu. Eine direkte Konfrontation mit russischen Streitkräften in Syrien wurde vermieden, die Partner waren informiert. Es war zwar ein Alleingang, aber die wichtigsten Player traf er nicht unvorbereitet. Moskau ist empört, dies aber im abgezirkelten Bereich des Erwartbaren.

Merkel ist bemerkenswert solidarisch

Bemerkenswert ist die uneingeschränkte Solidarität, mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Trumps riskantem Schlag reagierte. Sie sendet drei Signale. Erstens zeigt sie ihm, dass sie bereit ist, an seiner Seite zu stehen, auch wenn es unangenehm wird. Zweitens versucht sie, den Beweis anzutreten, dass die Rede von den gemeinsamen Interessen kein leeres Geschwätz ist. Und drittens käme es ihr sehr gelegen, wenn Putin seine Lage ganz generell einmal grundlegend überdenken würde.

So hart der Schlag also auch war, so war die Attacke doch immerhin kein blindwütiges Bombardement. Sie folgte einer rationalen militärischen Logik, die den Weg zu weiteren Verhandlungen nicht völlig in Schutt und Asche legte. Entscheidend ist nun, wie Russland reagiert und ob Trump nicht nur Raketen, sondern auch kluge Strategien auf den Weg bringen kann.

Wenn es gut läuft, dann wertet Putin dies als Signal, dass Trump trotz früherer Sympathiebekundungen sich von ihm nicht auf der Nase herumtanzen lässt. Der russische Präsident ist ohnehin nicht so stark, wie er sich gern darstellt. Denn nachdem er seine Armee nach Syrien entsandt hat und damit einen strategischen Punktsieg gegen den Westen errang, steht er vor dem Problem, dass er für seine Soldaten auch wieder einen Weg nach Hause ebnen muss. Auch Trump, der sich eigentlich nur auf Amerika konzentrieren wollte, ist nach den Attacken auf Assad mittendrin in diesem furchtbaren Krieg und damit zu einer Lösung verdammt. Die beiden mächtigsten Männer der Welt können dort nur gewinnen, wenn wieder Frieden herrscht. Hoffentlich begreifen Trump und Putin, dass diesen Frieden keine Cruise Missile der Welt herbei bomben kann.