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Stuttgart 21 ist nach dem Teilabriss des alten Bahnhofs unumkehrbar, sagt Jörg Hamann.

Stuttgart - Ein Bagger reißt den Nordflügel des Bonatz-Baus ein. Er zerstört ein Stück Geschichte des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Ein Symbol für die Macher wie für die Gegner von Stuttgart 21. Die Projektpartner Bahn, Bund, Land, Region und die Landeshauptstadt markieren mit diesem Baggerbiss: Der Bau des neuen Tiefbahnhofs ist unumkehrbar. Die Gegner müssen erkennen, dass ihr immer heftiger werdender Protest vergebens war. Zigtausende Bürger sind auf die Straße gegangen, haben in aller Regel friedlich, lautstark und fantasievoll für den Erhalt des alten Kopfbahnhofs demonstriert. Doch der außerparlamentarische Widerstand kam viel zu spät. Die Gegner - mit den Grünen an ihrer Spitze -, sie haben falsche Erwartungen geweckt.

Für den bis zuletzt geforderten Bürgerentscheid war der Zug längst abgefahren. Das Verwaltungsgericht Stuttgart hatte vergangenen Herbst entschieden, dass ein Bürgerentscheid gegen Stuttgart 21 spätestens seit 2001 nicht mehr zulässig war. Damals hatte sich die Stadt vertraglich fest an das Projekt gebunden. Das Urteil ist wohlbegründet: Könnten Bürger vertragliche Verpflichtungen aushebeln, würde das Vertrauen in Verträge mit Kommunen erschüttert und damit deren Handlungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt. Das Prinzip der Vertragstreue ist einer der elementarsten Rechtsgrundsätze überhaupt.

Die Gegner sind enttäuscht - nach ihrem großen Engagement ist das verständlich. Doch sie sollten ihre Niederlage eingestehen und akzeptieren, dass es für Stuttgart 21 in allen Parlamenten stets breite Mehrheiten gab. Denn trotz aller teils berechtigten Kritik bringt das Projekt das Land verkehrspolitisch voran und bietet der Landeshauptstadt städtebaulich einzigartige Chancen.

Es geht nicht um ein Atommüllendlager, sondern um einen neuen Bahnhof. Wenn Gegner nun den Bau stören wollen, um Kosten hochzutreiben, ist das nach ihrem Protest gegen die Milliardenausgaben für S 21 widersinnig. Mehr noch: Wenn sie - wie am Mittwochabend - stundenlang Hauptverkehrsstraßen blockieren, hört auch für viele Sympathisanten auf dem Heimweg von der Arbeit der Spaß auf. Zum Symbol für einen Volksaufstand taugt der Flügelabriss nicht.