Oberst Stack (li.) begrüßt den neuen Kommandeur Dickenson Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Welt ist gewaltig in Unordnung: Das wurde auch deutlich bei der Kommandoübergabe des bisherigen US-Standortkommandeurs in Stuttgart, Oberst John P. Stack, an seinen Nachfolger, Oberst Glenn K. Dickenson in den Patch Barracks in Vaihingen.

Stuttgart - Mit der andauernden russischen Aggression im Osten der Ukraine und dem Terror der Islamisten im Mittleren Osten und in Afrika. Das findet in Europa statt oder an seinen Grenzen und hat gravierende Auswirkungen auf die Sicherheit hierzulande. Das wurde auch deutlich bei der Kommandoübergabe des bisherigen US-Standortkommandeurs in Stuttgart, Oberst John P. Stack, an seinen Nachfolger, Oberst Glenn K. Dickenson, am Freitag in der Turnhalle der Patch Barracks in Vaihingen.

Unter den Gästen befand sich beispielsweise Generalleutnant Ben Hodges, der neue Kommandeur des US-Heeres in Europa, der gerade an Empfehlungen für die Politik in Washington arbeitet, wo in Osteuropa und im Baltikum künftig eine begrenzte Anzahl an US-Soldaten und ihr Gerät hinverlegt werden sollen, um Russland abzuschrecken und die Nato-Verbündeten im Osten zu beruhigen. Im Publikum auch Marineinfanterie-General Steven Hummer, stellvertretender Kommandeur des US-Afrika-Kommandos (Africom), das die Bekämpfung islamistischer Terroristen von Somalia bis Nigeria ganz oben auf seiner Prioritätenliste hat.

Deutschland und Stuttgart sind mittendrin. Die Landeshauptstadt ist die einzige Stadt der Welt, die gleich zwei strategische US-Militärkommandos beherbergt. Mehr als 22 000 US-Soldaten, Zivilisten und ihre Familienangehörige leben in der Region – mehr als 80 Prozent davon außerhalb der US-Kasernen. Von hier aus ziehen sie in die Krisengebiete in aller Welt.

Das zeigt auch der Werdegang des neuen Standortkommandeurs, Oberst Glenn K. Dickenson. Der 47-Jährige stammt aus Fredericksburg im Südstaat Virginia und bringt eine globale Perspektive mit. Anfang der 90er Jahre war der Nachrichtenoffizier schon einmal in Darmstadt stationiert. Es folgten Bosnien, Korea, Irak und Afghanistan. Zuletzt war er Planungschef für Army-Einsätze und arbeitete im Pentagon in Washington.

Von Deutschland war bei der Verabschiedung von Oberst Stack viel die Rede. Von einem „gütigen Gastgeber“ sprach dieser selbst. Von einem „zuverlässigen Verbündeten“ Michael Formica, Chef der US-Army-Standortverwaltung in Europa.

Dennoch oder gerade deshalb ist etwa der US-Botschafter John Emerson über den Anti-Amerikanismus in Deutschland besorgt. Das Bespitzeln des Geheimdienstes NSA empfinden viele Deutsche als Verrat. Auch die bekannt gewordene Folter durch den Geheimdienst CIA half den deutsch-amerikanischen Beziehungen nicht.

Doch Oberst Stack, der sich wie kaum ein Zweiter um gute Beziehungen mit den Deutschen bemühte, will davon nichts gespürt haben. „Ich bin nicht auf breiten Ärger gestoßen“. Er habe versucht, den Deutschen ein „bestmöglicher Freund“ zu sein. „Und dafür habe ich viel zurückbekommen.“ Einige Dinge hätten die USA „vermasselt“. „Dafür stehen wir aber jetzt gerade.“ Und die Amerikaner halten an Stuttgart fest: Zu den Großvorhaben in Stacks Amtszeit gehört ein US-Schulneubau für 62 Millionen Euro in Böblingen, der im Sommer fertig sein soll. Im Verhältnis zu Deutschland zählten die gemeinsamen Werte und das Bündnis, meint er. Wohl auch deshalb trug bei seiner Abschiedszeremonie ein Bundeswehrsoldat in der Fahnengarde die deutsche Flagge.