James Hetfield, Sänger und Gitarrist der US-Band Metallica Foto: dpa

Wenn die US-Band Metallica kommt, ist nichts mehr normal. Dies war in Stuttgart auch früher schon immer so. Viele Fans haben den Kampf um Karten verloren.

Stuttgart - Gold in den Zähnen, Silber in den Haaren und Blei in den Füßen. Haben die alten Haudegen aus Kalifornien nicht endlich das Metallalter erreicht? Auf der Bühne aber strotzen die Musiker der vor 36 Jahren gegründeten BandMetallica wie gewohnt rotzig und ungehobelt vor Testosteron, als seien sie in der Blüte ihrer Jugend in einen Zaubertrank gefallen, der ihnen ewige Schärfe verliehen hat.

Kürzlich hat der 53-jährige Metallica-Sänger James Hetfield
gesagt, dass er sich viel zu oft deutlich älter fühle, als er ist. Auf der Bühne aber sei er noch „ein junger Kerl“. Nach dem Konzert ächze dann der gesamte Körper. Gerade habe er ein Konzert von Tom Jones besucht. Dessen Stimme sei mit 76 „voll in Schuss“. Künstler gingen nicht in Rente, sagte Hetfield, für sie sei Kunst das Lebenselixier. Auch ein Metaller überspringt jede Ruhestandsgrenze – nicht mal die IG Metall hat was dagegen.

Open-Air-Konzerte sind bisher nicht geplant

Die Zahl der Blockbuster-Konzerte, die sich binnen weniger Stunden ausverkaufen, nimmt seit Jahren beständig ab. Metallica gehört zum kleinen Kreis der Ausnahmemusiker, die von Fans im Kampf um die Karten viel abverlangen. Erst im nächsten Jahr lässt die Metal-Band in der Schleyerhalle ihre Bässe donnern und ihre Gitarren jaulen. Doch alle 30 000 Karten für den 7. und 9. April 2018 waren am ersten Tag des Vorverkaufs weg – wie für die gesamte Tour in Deutschland. Wer gehofft hat, dass die Superstars in Stuttgart noch ein Zusatzkonzert am Tag dazwischen geben, also am 8. April, wird enttäuscht. Die Musiker gönnen sich für ihre ächzenden Körper Ruhe zwischen den Auftritten.

Werden sie mit Open-Air-Gastspielen in Stadien auf die Riesennachfrage reagieren? „Würden wir das planen“, heißt es beim Tourveranstalter in Frankfurt, „würden wir es Ihnen noch nicht sagen.“

Schwarzmarkt soll verhindert werden

Gute Kondition ist nötig, um Metallica-Karten zu erobern. Nur Online-Reservierung war über mehrere Anbieter möglich. Telefonisch lief gar nichts: Stundenlang anrufen und immer das Besetztzeichen hören. Ein Kollege ist schier verzweifelt dabei. Er wollte Karten für seinen Sohn kaufen. Selbst versuchen konnte es der Junior nicht, weil dies im Unterricht nicht geht. Wir sehen: Auch Schüler sind verrückt nach einer Band, deren Akteure so alt sind wie ihre Eltern. In meiner Jugend wär’s undenkbar gewesen, dass wir die Musik unserer Alten geil finden.

Um die Abzocke mit Wucherpreisen einzudämmen, durfte jeder nur vier personalisierte Karten kaufen. Sie enthalten Vor- und Nachnamen der Person, die sich am Eingang ausweisen muss. Der Sohn des Kollegen muss seinen Vater mitbringen, auf dessen Kreditkarte die Tickets bestellt wurden – sonst kommt er nicht rein. Doch wird beim großen Andrang am Konzertabend jeder Ausweis angeschaut? „Es wird genau kontrolliert“, sagt Arnulf Woock, Sprecher der örtlichen Veranstalter. Bei Krankheit müsse man rechtzeitig sein Ticket auf einen neuen Käufer umschreiben lassen. Woock warnt davor, auf dem Schwarzmarkt des Internets überteuerte Karten zu erwerben. Wer viel Geld an dubiose Händler zahle, komme am Ende nicht ins Konzert, weil die Personalisierung der Karten dies nicht zulässt.

Im besten Metalmannesalter

2009 hat Metallica in der Schleyerhalle gespielt, 1997 vor 50 000 auf dem Wasen. Es geschehen immer verrückte Dinge, wenn die Band in Stuttgart weilt. Vor acht Jahren stoppte vorm Konzert der Metal-Ikonen unter der Fußgängerbrücke am Wasen ein VW-Bus. Heraussprangen zwei finstere Typen, warfen ihr Stromaggregat an und hauten irre in die Stromgitarren – bis die Polizei kam. Die Gitarren-Guerillas waren Michael Gaedt und Michael Schulig von der Tierschau. Dass ihr Metal-Flashmob gestoppt wurde, störte sie nicht. „Länger wollten wir nicht“, sagte Gaedt, „dies war mit Metallica abgesprochen“. Man wolle denen nicht die Schau stehlen. Im besten Metalmannesalter mit Blei in den Beinen, scheint es, werden die harten Kalifornier immer noch wilder.