Auch recht menschlich: Ameisen im Film Antz Foto: AP

Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche werden Grenzen überschritten. Die Leonberger müssen deshalb mit einer bitteren Wahrheit konfrontiert werden.

Böblingen - Eigentlich gehen Ameisen mit gutem Beispiel voran. Weil sie so fleißige, vorbildliche Teamarbeiter sind und für ihre Gemeinschaft alles geben. Aber unter der Lupe betrachtet zeigt sich ein anderes Bild: Ameisen stehen auf Morphium, haben US-amerikanische Forscher herausgefunden. Die Erkenntnis ist insofern Bahn brechend, weil sie damit erstmals den Hang zur Drogensucht bei einem Nicht-Säugetier nachgewiesen haben. Und sie erklärt damit auch die Ursache für dieses unvernünftige Verhalten. Ein kürzlich durchgeführtes Experiment mit Böblingern Stadträten bestätigt übrigens dieses Ergebnis.

Ameisen werden Junkies

Die Widerstandsfähigkeit der Ameisen ist im Labor auf die Probe gestellt worden, die Kommunalpolitiker wurden bei einem Arzneimittelgroßhändler getestet. Die US-Wissenschaftler teilten 90 der Insekten in drei Gruppen auf. Ein Team erhielt eine mit Morphium versetzte Zuckerlösung, die zum Schluss aus purem Rauschgift bestand. Die zweite Gruppe bekam eine Zuckerlösung, die am Ende völlig verwässert war, und die dritte durchgängig Zucker zu fressen. Dann wurde allen drei Gruppen die Wahl zwischen Zucker und Morphium gegeben – und nur die Ameisen berauschten sich, die den Stoff kannten. Lieber high zu sein und hungrig zu bleiben, galt als rein menschliches Verhalten. Doch nun ist bewiesen, dass ausgerechnet Ameisen, die jeden noch so kleinen Brösel Nahrung aufschnappen, zu Junkies werden können.

Die US-Wissenschaftler zeigen jedoch viel Verständnis für ihre Versuchsobjekte. Denn die Schreinerameise aus Florida lebe wie die Menschen „ebenfalls in hoch organisierten Kommunen, die von architektonischen Strukturen umgeben sind, wo jedes Individuum seine genau definierte Rolle hat“, heißt es in dem Artikel im Journal of Experimental Biology. Unter solchen Umständen wirkt Morphium besonders anziehend. Den Stadträten – im hoch organisierten Böblingen von teilweise erdrückenden architektonischen Strukturen umgeben und jeder von ihnen einer genau definierten Fraktion zugeteilt – ging es nicht anders. Auf ihrer Baustellentour nach dem Sommerferien stand ein Stopp beim neu angesiedelten Arzneimittelgroßhändler Noweda an. Der etwas kompliziert anmutende Versuchsaufbau klappte wie am Schnürchen. Statt Zucker und Morphium unterbreitete der Betriebsleiter den Probanden das Angebot, dass der Gemeinderat seine Sitzungen im Konferenzraum seiner Firma abhalten könne. Laut dem Bericht der Lokalzeitung sprang wie bei den Ameisen eine Gruppe sofort darauf an: Aus ihren Reihen kam der Vorschlag, dass dann vorher ein Abstecher zu den Stimmungsaufhellern gemacht werden müsse. Denn bei Noweda lagern lauter Medikamente, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

Ein weiteres Experiment am Lebendobjekt

Wie ein weiteres Experiment am Lebendobjekt mutet eine Mitteilung aus dem Landratsamt an: Die Zulassungsstelle Leonberg hat bis Dezember geschlossen! Damit werden die Leonberger äußerst unsanft auf die Tatsache hingewiesen, dass ihr hoch organisierter Altkreis längst in einem unüberschaubaren Chaos aufgegangen ist. Als Alternativen stehen ihnen nur die Zulassungsstellen in Böblingen und Herrenberg zur Verfügung. Die Behörde will wohl herausfinden, welche Stadt für die Leonberger das kleinere Übel ist?