Macht auch am Arbeitsplatz was her: die Warnweste Foto: Decksmann

Islamisten sind als „Scharia-Polizei“ durch Wuppertal gezogen. Eine Provokation, keine Frage – und für StN-Kolumnist Tom Hörner die Gelegenheit, das Thema Warnweste neu zu denken.

Stuttgart/Wuppertal - Die vornehmste Pflicht einer Warnweste ist es, zu warnen. Für gewöhnlich mahnen einen Warnwesten, um ihre Träger – gestrandete Autofahrer oder Straßenbauarbeiter – einen Bogen zu machen.

Vorausschauende Fernfahrer warten nicht erst, bis die Karre liegen bleibt, sie ziehen die Dinger gar nicht mehr aus. Besorgte Hundebesitzer sind ähnlich drauf. Sie hüllen ihre vierbeinigen Freunde in Warnwesten, damit die Tiere nicht von schießwütigen Jägern aufs Korn genommen werden. Die Sache geht gut, solange Fuchs und Has nicht auf die Idee kommen, sich mit Warnwesten als Hunde zu tarnen. Wenn das der Fall sein sollte, suchen Hunde in Warnwesten lieber zum Gassi gehen das Klo auf.

Neulich nun haben junge Männer strengislamischen Glaubens in Wuppertal Warnwesten zweckentfremdet. Sie haben auf die grellen Überzieher „Scharia-Polizei“ geschrieben und sind als selbst ernannte Sittenwächter durch die Stadt gezogen, um andere junge Männer vom Besuch von Bordellen und Spielhöllen abzuhalten. Die Empörung war in weiten Bevölkerungskreisen so groß, dass man sich überlegen sollte, ob eine Warnweste bei einer Autopanne wirklich noch Schutz bietet oder ein aufgeschreckter Bürger auf die Idee kommen könnten, hier stehe ein gestrandeter Salafist, den man sicherheitshalber erlegen sollte.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin weder ein Freund von radikalen Islamisten noch von Gewalt. Aber vielleicht hatte die Provokation an der Wupper auch was Gutes. Vielleicht bringt sie uns dazu, das Thema Warnweste neu zu denken. Ein Kollege von mir, der sich dem Humor verpflichtet fühlt, hat bereits damit angefangen. Seit längerem hing über der Lehne seines Schreibtischstuhls eine Warnweste, die er von einem Termin mitgebracht hatte. Nun prangt auf der Weste der Aufkleber „Witz-Bolizei“. Streift der Kollege damit durch die Gänge, traut sich niemand mehr, einen Witz zu reißen.