Die alte Geschäftsstelle ist hübsch, aber nicht barrierefrei Foto: Leif Piechowski

Die alte Geschäftsstelle des Körperbehinderten-Vereins hat ausgedient. Von diesem Samstag an ist sie in Stuttgart-Berg am Mühlkanal ansässig. Der Umzug hatte sich wegen baulicher Probleme lange verzögert, doch pünktlich zum 50-Jahr-Jubiläum hat es der KBV geschafft.

Die alte Geschäftsstelle des Körperbehinderten-Vereins hat ausgedient. Von diesem Samstag an ist sie in Stuttgart-Berg am Mühlkanal ansässig. Der Umzug hatte sich wegen baulicher Probleme lange verzögert, doch pünktlich zum 50-Jahr-Jubiläum hat es der KBV geschafft.

Stuttgart - Der Altbau in der Alexander-straße 2 mit seiner prächtigen Fassade ist ein schönes Beispiel für die Architektur des Historismus. Einst war der Stadt das Haus ein Klotz am Bein, es sollte abgerissen werden. Der Zufall wollte es, dass der Körperbehinderten-Verein (KBV) damals ein Domizil suchte und man übereinkam, dass der Verein dort 1969 einziehen sollte.

Inzwischen sieht die Stadt das Gebäude als Denkmal und hält es für schützenswert. Aus dem Grund war es dem KBV verboten, eine ebenerdige Rampe anzubringen. Fortan war Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, der Zutritt des Hauses wegen der schmalen Treppe im Flur verwehrt. Bis heute ist die Geschäftsstelle des KBV nicht barrierefrei, doch das wird sich nun ändern: Am Wochenende wird der neue Standort im Baur-Areal eröffnet.

„Als der KBV in der Alexanderstraße einzog, war das Wichtigste, überhaupt bezahlbare Räumlichkeiten nutzen zu können“, blickt Geschäftsführer Achim Hoffer zurück. Der Verein war 1964 als rein ehrenamtliche Elterninitiative gegründet worden mit dem Ziel, den eigenen Kindern einen Schulbesuch zu ermöglichen. Das war Pionierarbeit. Später kamen Themen wie Freizeitgestaltung und ambulant betreutes Wohnen hinzu. „Wo immer wir sahen, dass ein Bedarf da war und nicht gedeckt wurde, haben wir uns als Verein engagiert“, erklärt Hoffer.

Derzeit betreut der KBV etwa 150 Menschen. Rund 50 davon benötigen eine Intensivbetreuung. „Rollstuhlfahrer, die gut alleine zurecht kommen, zählen eher nicht zu unserer Kientel“, so der Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Keller. „In unseren Wohngruppen haben wir teilweise sieben schwere Fälle in einer WG. Dass das funktioniert, zeigt, was der KBV aufgrund seines Engagements aber auch seiner Professionalität zu leisten im Stande ist. Damit sind wir deutschlandweit führend.“

Heute ist es kein grundlegendes Problem mehr, eine Schule für Körperbehinderte zu finden. Auch das Bewusstsein für die Bedürfnisse behinderter Mitbürger hat sich gewandelt. Trotzdem verliert ein Verein wie der KBV auch 50 Jahre nach der Gründung nicht an Bedeutung: „Der Schwerpunkt verschiebt sich ein wenig, aber es gibt immer noch mehr als genug Punkte, wo unsere Meinung gefragt ist“, sagt Achim Hoffer. Beispielsweise stehe er in regem Austausch mit den VVS. „Ein Blinder braucht eine spürbare Schwelle, die er ertasten kann, ein Rollstuhlfahrer empfindet sie als Hindernis. Einer braucht vielleicht eine Haltestange in der Straßenbahn, dem Rollstuhlfahrer ist die im Weg. Da kann es schwierig sein, Lösungen zu finden, mit denen alle zufrieden sind. Daneben gibt es auch immer noch die klassischen Fälle. Es ist noch gar nicht so lange her, dass in Stuttgart ein Kino eröffnet hat, das nicht auf Rollstuhlfahrer eingestellt war. Hier sind wir immer noch gefragt.“

Die Leistungen des KBV sind vielfältig: Schulbegleitung von Kindern mit Behinderung, Einzelbetreuung in der Familie, die Tagesförderstätte für Erwachsene, Ferienprogramme. „Wir wollen, dass unsere Klienten ihr Leben so selbstständig wie möglich gestalten können“, sagt Britta Seybold.

Künftig – und nach langen baulichen Verzögerungen endlich – läuft die Arbeit in der alten Fabrik am Mühlkanal in Stuttgart-Berg an. „Wir wollen uns nicht im Gebäude verstecken, und ich hoffe, dass vielleicht auch mal jemand von den Anwohnern dazu kommt, wenn wir draußen grillen und sich auch ein Steak auf den Rost legt.“

Das Geburtstagsfest zum 50. beginnt am heutigen Samstag, 14.30 Uhr mit einem Sektempfang auf dem Areal Am Mühlkanal 25, am Abend gastieren die „Fuenf“ (siehe auch www.kbv-stuttgart.de).