Auf der Königstraße werden Passanten häufig von Organisationen oder Glaubensgemeinschaften angesprochen Foto: StN

Der Einzelhandel in der Stuttgarter Innenstadt klagt: Immer mehr politische oder religiöse Gruppen nutzen die Königstraße als Plattform und vergraulen damit Kunden. Die Händler fordern ein Machtwort der Stadtverwaltung.

Stuttgart - Der Einzelhandel in der Stuttgarter Innenstadt klagt: Immer mehr Vereine und Organisationen nutzen vor allem die Königstraße als Plattform. Scientologen, Zeugen Jehova oder Salafisten. Letztere haben zuletzt für Unruhe vor und im Buchhaus Wittwer gesorgt. Die ultrakonservative Strömung innerhalb des Islam hatte vor der Ladenzeile in der Königstraße einen Stand platziert. Mehr noch: Salafisten der Lies-Stiftung verteilten auch im Buchladen den Koran. Wittwer-Geschäftsführer Rainer Bartle erreichten böse Briefe mit der Frage: „Macht Wittwer etwa mit den Salafisten gemeinsame Sache?“ Bartle reagiert seinerseits und schrieb einen geharnischten Brief ans Amt für Öffentliche Ordnung.

Bettina Fuchs, Managerin der City-Initiative Stuttgart (CIS), bestätigt den Unmut im Handel: „Auch uns erreichen Beschwerden unserer Mitglieder, aber auch von großen Häusern.“ Alle Klagen hätten den selben Inhalt . Alle stört es, dass Kunden im direkten Umfeld eines Ladens angesprochen werden. „Manche gehen aus diesem Grund schon nicht mehr gerne in die Stadt“, sagt City-Managerin Fuchs.

Dorothea Koller, Leiterin des Amtes für Öffentliche Ordnung, sind die Hände gebunden. Sie verweist auf die Sondernutzungsrichtlinien zur Innenstadt. Darin sei geregelt, dass die Stadt solche Infostände nach entsprechendem Antrag genehmigen müsse: „Verbote gibt es nur dann, wenn die Organisationen verboten sind oder kommerzielle Ziele verfolgen.“ Sei dies nicht der Fall, so Kölle, dürfe man auf dem Mittelstreifen der Königstraße auch Infostände aufbauen.

Heinz Reinboth von der Interessengemeinschaft Königstraße will sich damit nicht abfinden. Nach dem Vorfall mit den Salafisten fordert er: „Hier ist eine Willensäußerung der Kommunalpolitik nötig, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert.“