In der Königstraße 27 – dem ehemaligen Karstadt – wird eine Großbaustelle aufziehen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das Kaufhaus Karstadt ist geschlossen. Bald zieht in der Königstraße eine Baustelle ein, die es in sich hat. Rund zwei Jahre lang dürfte sie die Einkaufsmeile beeinträchtigen – mal mehr, mal weniger. Den Ordnungshütern im Rathaus wird es schon ganz blümerant bei dieser Aussicht.

Stuttgart - Vor dem Evangelischen Kirchentag vom 3. bis 7. Juni mit Massen von Besuchern für Stuttgart wird nichts mehr passieren – aber bald danach wird in der Königstraße 27 eine Großbaustelle aufziehen. Und die wird die Innenstadt ein Stück weit verändern. Vor allem im Zusammenspiel mit anderen Baustellen. Deshalb kommt jetzt eine Schadensbegrenzung in Gang. Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) versucht einer Containerstadt und einer Baustraße auf der Einkaufsmeile vorzubeugen, nachdem das Karstadt-Kaufhaus am Mittwoch nach rund 20 Jahren geschlossen hat. Nach zügigem Ausverkauf schloss das Haus zwei Verkaufstage früher als geplant.

Kienzle ist aus gutem Grund alarmiert: Ende 2006 hatten Baucontainer in der unteren Königstraße Riesenärger ausgelöst. Am Montag wird sich mit dem Karstadt-Areal der Bezirksbeirat Mitte befassen. Danach dürfte bei ihm und bei der Bezirksvorsteherin freilich Ernüchterung herrschen.

City-Managerin Bettina Fuchs rechnet damit, dass in die Fassade an der Königstraße zusätzliche Eingänge geschlagen werden. Dann wären allein schon deshalb Eingriffe in die Königstraße zu erwarten. Zudem müssen noch Baumaterialien und Baugeräte herbeigeschafft werden für den Umbau im Gebäude. Fuchs ist zwar „sehr entspannt“, weil frühzeitiges Reden über die Folgen „schon die halbe Miete ist“. Kienzle und das Ordnungsamt aber sind weniger entspannt.

Die Bezirksvorsteherin möchte verhindern, dass die Königstraße dauerhaft für die Baustelleneinrichtung herhalten muss. Sie sorgt sich nicht nur wegen Engpässen für Passanten und Nachteilen für Ladengeschäfte, sondern auch um die Beschicker des Wochenmarkts. Die bauen in der Königstraße ihre Stände auf, wenn der Marktplatz und der Schillerplatz mit dem Weihnachtsmarkt oder dem Weindorf belegt sind.

Nach Kienzles Meinung sollte der Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz für die Baulogistik genutzt werden. „Anlieferungen am Rathaus vorbei über die Nadlerstraße werden sicher auch auf Bedenken stoßen“, weiß Kienzle, „aber das ist immer noch besser, als wenn die Königstraße zur Baustraße wird.“ Falls der Oppenheimer-Platz aber zunächst für die Baulogistik und danach für die Anlieferung von Waren gebraucht werde, müsse man erst recht nach einem würdevolleren Ort für die Ehrung Oppenheimers suchen.

Das Ordnungsamt ist äußerst skeptisch. Was wie ein Platz aussehe, sei in Wirklichkeit gar keiner, sagt Bernd Eichenauer, Fachmann der Verwaltung. Der Oppenheimer-Platz sei der Deckel einer Parkgarage: „Ungeeignet für schweres Baugerät.“

Schweres Gerät ist aber nötig. Der Investor hat angekündigt, dass diverse große Bauteile nicht im Gebäude zu zerkleinern seien. Diese Bauteile, etwa massive Teile der Rolltreppen, müssen wohl mit einem Riesenkran aus dem geöffneten Gebäude gehoben werden. Aber fast noch mehr fürchtet Eichenauer die normalen Bauarbeiten. Der Komplex werde fast komplett entkernt und neu ausgefüllt. Zum Innenausbau in den Jahren 2016 und 2017 werde eine Armada von kleineren Handwerker-Fahrzeugen aufkreuzen. Eichenauer: „Da könnten wir problemlos die ganze Königstraße zum Parkplatz machen.“ Vor allem in dieser Phase könne und müsse man versuchen, die Fahrzeuge auf den Oppenheimer-Platz zu verlagern. Die Abschrankung auf der Königstraße werde man je nach Baufortschritt reduzieren. „Aber einen Schönheitspreis wird es dafür nicht geben.“ Den Gebäudeumbau verhindern könne man aber nicht, und eine zügige Abwicklung helfe nicht nur dem Investor.

Das Karstadt-Areal ist indes nur eine von mehreren Baustellen im Zentrum. Neben dem Tagblattturm sollen von Ende Juli an zeitlich versetzt zwei Gebäude abgebrochen werden. Die Stadt bereitet außerdem den Abriss der Rathausgarage und einen Neubau vor. „Diverse Gebäude haben das Ende ihrer Nutzungszeit erreicht. Die Innenstadt erneuert sich“, sagt Eichenauer. Ein großes Bauvorhaben könne die Verwaltung nicht mehr schrecken. Man habe aber Sorge, dass sich die diversen Baustellen gegenseitig lahmlegen. Das könne man nur mit tiefen Eingriffen in die Verkehrsführung im Quartier verhindern. Die eine oder andere Einbahnstraße wird sozusagen umgedreht.

Schlimmeres hat man schon verhindert: Der Investor auf dem Karstadt-Areal soll zeitweise gewünscht haben, die Schulstraße zwei Jahre lang zu sperren – für Baugerät.