Ein Bad im Bierglas wie Im Logo blieb den drei Kneipen-Testerinnen erspart. Foto: Groß

Drei Jahre Kneipen-Check: Drei Frauen aus der Redaktion haben sich unerschrocken in 50 Gaststätten im Stadtbezirk gewagt, dabei grob geschätzt 150 Pils getrunken und vor allem Unvergessliches erlebt. Ein Resümee.

Bad Cannstatt - Bahnhofspinten, Bars und Bierbeizen – seit dem Sommer 2012 waren wir, drei Frauen aus der Redaktion, regelmäßig zum Kneipen-Check im Stadtbezirk unterwegs. Zeit, um am Ende dieser Serie Bilanz zu ziehen. Rund 50 Kneipen haben wir in Bad Cannstatt unter die Lupe genommen. Dabei sind rund 150 Pils in unsere Kehlen geflossen und auch zahlreiche kostenlos gereichte Snacks in unsere Mägen gewandert – genau wie der ein oder andere Schnaps, der uns erstaunlich häufig ausgegeben wurde.

Die Einrichtung

Filtert man unsere Kneipen-Check-Texte, ist die häufigste Wortkombination wohl Eiche rustikal. Viele Cannstatter Bierpinten scheinen mit diesen Möbeln die Epoche, in der sie eröffnet haben, konservieren zu wollen. Kombiniert wird das Mobiliar mit Spitzengardinen, Plastiktischdecken und künstlichen Blumen. Das war optisch mitunter eine Herausforderung.

Skurriles

Wir haben wirklich sehr viel erlebt bei unseren Kneipen-Checks: Wir schwankten auf dem Theaterschiff auch ohne Alkohol, tranken in der Wasen-Kneipe Café Grell ein Bier mit Blick aufs Riesenrad, aufs Ponyreiten und auf den Polypen. Manche Kneipen besuchten wir mehrmals, da der Besitzer jährlich wechselte, einmal wurde uns ein nicht ausgetrunkenes Mineralwasser (nicht ahnend, dass wir noch vor der Tür standen) hinterhergeschüttet. In einer Kneipe mussten wir glatt auf Englisch bestellen und einmal sind wir in ein wohl illegales Glücksspiel geraten. Die verdutzten Blicke waren uns in diesem Etablissement wie auch vielen anderen Lokalen sicher, wenn wir sie betraten. Doch es gab auch schöne Überraschungen: die ein oder andere gemütliche Kneipe hat uns mit wirklich leckerem Essen überzeugt, und in einer Gaststätte entdeckten wir freudig unseren Kneipen-Check, aus der Zeitung kopiert, in der Speisekarte.

Tierisches

Blacky ist ein Kneipenhund. Ihn haben wir im Schmidener Eck getroffen. Das kleine, schwarz gelockte Wollknäuel liebt Schinkenpizza – kein Witz! Italienische Teigfladen mit Salami lässt Blacky hingegen links liegen.

Musik und Tanz

Mal war sie viel zu laut, mal lief gar keine. Und in einigen Kneipen ist uns die Musik wirklich in Erinnerung geblieben. Etwa im Café Evelina am Wilhelmsplatz, wo die Musik nicht aus der Dose kam, sondern live gespielt wurde. Oder auch in der einstigen Goldenen Kanone. Dort sang uns ein Stammknast der VfB-Fankneipe glatt das Lokallied vor: „Die gooooooldene Kanooone“. Die Stimmung dort: echt Bombe!

Zwei Tanzlokale an der Wilhelmstraße haben wir ebenfalls besucht – und waren von den Socken. Im einen vom Kleidungskodex, der an der Tür angeschlagen war: „Achtung Eintritt nur in gepflegter Kleidung (zwingend vorgeschrieben). Keine Turnschuhe, Jogginganzug, Shorts usw.“ – wir haben es Gott sei Dank hineingeschafft. In beiden begeisterten uns Paare im Sonntagshäs beim Foxtrott, ein DJ im Bündchen-Pullover, Tänzer im Unterhemd und spontane Line-Dances. Die Stimmung unter der Diskokugel war jeweils grandios.

Spielautomaten

In fast jeder getesteten Kneipe bot sich uns das gleiche Bild: Drei Spielautomaten stehen im Gastraum – also gerade so viele, wie genehmigungsfrei aufgestellt werden dürfen, ohne dass die Gaststätte als Spielhalle gilt. Liebe Lokalbesitzer: das Gedaddel wirkt einfach alles andere als gemütlich und einladend – ganz besonders, wenn die Bedienung selbst zockt!

Pilspreis

Und nicht zuletzt haben wir natürlich, wie beim Auftakt versprochen, stets den Pils-Preis in den Kneipen notiert. Um uns davon zu überzeugen, dass das Getränk nicht nur in der Karte steht, sondern wirklich ausgeschenkt wird, haben wir uns auch jedes Mal „geopfert“ und eines getrunken. Abschließend können wir sagen: Gefühlt gehen die Bierpreise nirgends so weit auseinander wie in Bad Cannstatt. Für Mengen zwischen 0,3 und 0,5 Liter haben wir zwischen 1,90 und 3,70 Euro bezahlt. Am meisten gedanklich beschäftigt hat uns dabei die Mengen-Diskussion in der Tankstadt. Dort wird ein 0,4-Bier als Halbe angeboten, ein 0,3-Bier als kleine Halbe. Als wir sagten, wir hätten gerne eine richtige Halbe, quittierte das die Kellnerin mit dem unvergesslichen Satz: „Na gut, dann eben eine große Halbe.“