An den Plänen, das Kloster Denkendorf in eine Seniorenanlage zu verwandeln, stößt auf Skepsis und Kritik. Foto: dpa

Die überraschende Ankündigung des evangelischen Landesbischofs July, das Kloster Denkendorf zu einem Altenheim umzubauen, hat viele Kritiker auf den Plan gerufen. Sie zweifeln daran, dass der Umbau machbar ist, und halten ihn sogar für eine Ausrede, um dort keine Flüchtlinge einquartieren zu müssen.

Denkendorf - „Also, ich möchte da im Alter nicht wohnen – kein Bus, nichts zum Einkaufen, noch nicht einmal ein Bäcker in der Nähe“, sagt eine Bürgerin aus Denkendorf (Kreis Esslingen). Die Lage der malerischen Anlage Kloster Denkendorf auf einem Hügel im Körschtal sei für alte Menschen beschwerlich: „Von überall geht’s den Berg rauf.“ Und wie wolle man mit Rollator oder Rollstuhl auf dem Kopfsteinpflaster zurechtkommen? Eine andere Frau hat deshalb einen ganz anderen Verdacht: „Die sagen jetzt, das wird ein Altenheim. Und wenn der Flüchtlingsstrom abgeebbt ist, heißt es, das Altenheim ist nicht machbar.“

So denken inzwischen mehrere der rund 10.000 Menschen in Denkendorf. Auch Martin Allmendinger, Mitglied der Landessynode und mehrerer Ausschüsse der Landeskirche, der in Denkendorf wohnt, ist skeptisch. Erst kürzlich hat er mit Landesbischof Otfried July unter vier Augen über die Zukunft des Klosters gesprochen. „Angeblich ist man mit zwei diakonischen Trägern in Verhandlungen für ein Seniorenheim“, sagt Allmendinger. Aber er habe keine Ahnung, wie weit die Verhandlungen seien. Da platzt ihm der Kragen: „Ich bin nicht mehr zufrieden mit diesen Ruhigstellungsversuchen“, kritisiert Allmendinger die Kirchenoberen. Und: „Ich bin nicht bereit, noch einmal Jahre zu warten, bis etwas passiert.“ Notfalls werde er selbst aktiv werden. ,Ich weiß aber nicht, welche Möglichkeiten ein einfacher Landessynodaler hat.“

In der Vergangenheit hat sich Allmendinger schwer ins Zeug gelegt, um einen kommunitären Träger (Glaubensgemeinschaft) zu finden, und stand etwa mit der Christusbruderschaft und mit christlichen Lebensgemeinschaften in Verbindung. Doch seine Versuche sind gescheitert. Ein Seniorenheim an dieser Stelle hält er hingegen für „äußerst gefährlich“. Um die Vorgaben an Barrierefreiheit, Wärmedämmung und Brandschutz zu erreichen, seien enorme Geldmittel nötig: „Der Aufwand stünde in keinem Verhältnis. Und ich frage mich, ob wir es machen wollen wie in Limburg“, spielt er auf den Fall Franz-Peter Tebartz-van Elst an. Ein Altenheim im Kloster sorge außerdem „für Konkurrenz im eigenen Laden“. Denn es existiere in Denkendorf bereits das gut funktionierende Martin-Luther-Haus, und im Oberdorf würden zurzeit betreute Wohnungen gebaut. „Ich halte eine Altenhilfe am Standort Kloster für nicht geeignet“, fasst Allmendinger zusammen.

Auch die Landeskirche schweigt über Pläne

Rückendeckung erhält er vom Pfarrer der Klosterkirchengemeinde, Rolf Noormann. Wie Allmendinger sieht er keinen Bedarf für ein Altenwohnheim, weil auch in Nachbargemeinden Heime gebaut oder sogar zurückgebaut würden. Auch in Denkendorf selbst wurde eine Anlage geschlossen, weil sie nicht ausgelastet war. Hinter den Standort, so Noormann, sei ein Fragezeichen zu setzen. Wegen des schönen Ambientes wäre der Ort als Wohnanlage aber schon geeignet, findet Noormann, „vielleicht für ein Mehrgenerationenhaus oder jüngere Senioren.“

Auch ihm hat die Landeskirche bisher nicht mitgeteilt, welche Pläne sie mit ihren Verhandlungspartnern verfolgt. „Es gibt immer eine Sensibilität, wenn Sie mit diakonischen Trägern verhandeln“, versucht Dan Peter die Zurückhaltung zu begründen. Er ist Mitglied des Oberkirchenrats und hat sich auf Drängen der Stuttgarter Nachrichten beim Chef des zentralen Gebäudemanagements der Landeskirche kundig gemacht. „Wir stehen definitiv mit mehreren diakonischen Einrichtungen im Gespräch.“ Es gehe dabei um eine neue Nutzung des Ensembles, nicht um Verkauf. Es habe sich gezeigt, dass das jüngere Margarete-Blarer-Haus auf dem Gelände baufällig und zu klein sei. Es solle deshalb durch einen Neubau ersetzt werden. Die Pläne dafür wurden vom Landesdenkmalamt aber bereits abgelehnt. Die Behörde fordert nun eine dreidimensionale Darstellung, die laut Peter in der zweiten Novemberwoche eingereicht werden soll.

Denkendorfs Bürgermeister Peter Jahn bestätigt diese Version: „Der Ersatzbau wurde vom Denkmalamt und der unteren Denkmalbehörde abgelehnt, weil er viel zu groß wäre und dominanter als das Kloster selbst.“ Die Pläne jedenfalls sehen vor, dort 60 Betten unterzubringen und im Hauptgebäude, dem Altbau, 13 betreute Wohnungen. Auch Jahn hat erst am Mittwoch mit Landesbischof July über das Kloster gesprochen. „Ich habe ihn inständig gebeten, die Sache als Chefsache im Auge zu behalten“, sagt Jahn. Denn der Verfall der Anlage, um die sich kaum jemand kümmere, sei unübersehbar. Jahn ist im Grunde einverstanden mit der Idee des Seniorenheims, fordert aber eine verträgliche Lösung für das bestehende Martin-Luther-Haus. Die Erreichbarkeit sichere die Gemeinde mit dem Bürgerbus, der am Fuß des Klosters halte. Jahn sagte dem Bischof auch, er hoffe, dass man künftig früher und enger kommunizieren werde.