In der Notaufnahme des Klinikums Stuttgart proben die Ärzte für den Ernstfall Foto: Horst Rudel

Das hohe Defizit, das die Notaufnahme im Klinikum verursacht, kommt durch steigende Patientenzahlen und eine unzureichende Vergütung zustande.

Stuttgart - Die Notfallambulanzen im Klinikum der Stadt Stuttgart erfreuen sich zwar Jahr für Jahr steigender Patientenzahlen, verursachen jedoch auch ein Defizit von 13 Millionen Euro pro Jahr.

Grund genug für die Mitglieder des Krankenhausausschusses des Gemeinderats am Freitag, die Ursachen des Defizits näher zu beleuchten. Denn schließlich steuert das Klinikum in diesem Jahr insgesamt auf ein Defizit von 24 Millionen Euro zu. An der Organisation innerhalb der Notfallambulanzen liege es nicht, stellte Dr. Stephan Rauscher, Oberarzt in der Interdisziplinären Notaufnahme (Ina) des Katharinenhospitals, klar. Die sei im Klinikum durch die Einführung der Ina sehr effektiv. Hatte zuvor jede Fachabteilung eine eigene Ambulanz, die rund um die Uhr besetzt war und hohe Vorhaltekosten verursachte, ist die Ina inzwischen zentrale Anlaufstelle für alle Notfallpatienten.

Dort arbeitet ein Team verschiedener Fachärzte, das die Patienten entweder selbst behandelt oder an die richtige Fachabteilung weiterleitet. „Wenn der Patient nicht alle möglichen Ärzte abklappern muss, werden Kosten gespart“, sagte Rauscher. Außerdem wehrte er sich gegen den Vorwurf, dass Patienten in der Notaufnahme eine zu große Anzahl von Untersuchungen erhalten: „Wir machen nicht alles bei allen.“

Die Stuttgarter Kliniken eint aber ein Problem: Die Patientenzahlen in den Notfallambulanzen steigen kontinuierlich. Ein Grund dafür ist, dass Patienten auch bei weniger schlimmen Erkrankungen ins Krankenhaus gehen. Behandelten die Ambulanzen des Klinikums im Jahr 2010 noch 13 245 Patienten, so sind es 2015 bereits 34 010. Im Marienhospital ist die Entwicklung ähnlich: 2011 kamen 16 700 Patienten in die Notaufnahme, 2014 waren es 24 600. Im Robert-Bosch-Krankenhaus ist die Patientenzahl in der Notaufnahme im selben Zeitraum von 25 669 auf 36 206 gestiegen.

Das ist für die Kliniken kein Grund zur Freude, denn etwa 60 Prozent der Patienten werden nicht stationär, sondern ambulant behandelt. „Diese werden jedoch in unserem Gesundheitssystem nicht adäquat vergütet“, erklärte Rauscher. Dabei stehe die Ina noch recht gut da: „Bei jedem ambulanten Patienten in der Notfallambulanz zahlt das Klinikum 58 Euro drauf, im bundesweiten Durchschnitt bleiben die Kliniken sogar auf 88 Euro pro Patient sitzen.“ Abweisen will er trotz der Kosten niemanden: „Wir müssen uns jeden Patienten zumindest anschauen.“