Der vom Verkehr verursachte C02-Ausstoss hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten sogar zugenommen. Foto: AP

Seit 1990 nur zwölf Prozent CO2-Einsparung erreicht – bundesweit doppelt so hoher Rückgang.

Stuttgart - Der Klimaschutz in der Landeshauptstadt hinkt den teils selbst gesteckten Zielen deutlich hinterher. Zwischen 1990 und 2010 konnte der Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid (CO2) nur um zwölf Prozent reduziert werden. Angestrebt worden war vom Gemeinderat bereits bis 2005 eine Minderung um 30 Prozent.

Ulrich Reuter, Stadtklimatologe im Umweltamt, stellte die neuen Zahlen am Dienstag im Umweltausschuss des Gemeinderats vor. "Der Klimawandel hat begonnen, es gibt immer mehr wärmere Jahre, extreme Wetterereignisse häufen sich", beschrieb Reuter unaufgeregt die Wirkung der in die Erdatmosphäre entweichenden Treibhausgase. Die Stadt selbst versucht gegenzusteuern und hat bei ihren Gebäuden in den letzten 20 Jahren immerhin eine CO2-Reduktion um 26 Prozent erreicht, Wirtschaft und Haushalte konnten den Ausstoß ebenfalls drücken. Der Verkehrssektor allerdings verzeichnet in den letzen zwei Dekaden sogar einen Anstieg. Pro Kopf ging die CO2-Emission von 9,7 auf 8,5 Tonnen pro Jahr zurück.

"Alles andere als erfreulich"

Bereits 2007 hatte der Gemeinderat das ursprünglich auf ein Minus von 20 Prozent ausgerichtete Ziel neu justiert. 40 Prozent weniger Kohlendioxid gelten nun bis 2020 auch als national angestrebte Größe. Republikweit konnte bisher eine Reduzierung von 25 Prozent erreicht werden, gab Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) am Montag bekannt. Gegenüber dem Krisenjahr 2009 stieg der Ausstoß allerdings 2010 wieder leicht um 2,7 Prozent an.

Die Zahlen seien alles andere als erfreulich, kommentierte die Grünen-Stadträtin Anna Deparnay-Grunenberg Reuters Vortrag: "Wir verfehlen selbst die schwächsten Ziele." Die Stadt müsse deutlich stärker "für einen nachhaltigen Lebensstil werben", forderte sie. Das findet auch Philipp Hill von der CDU. "Energie, die wir nicht brauchen, müssen wir auch nicht bezahlen", sagte er. Ein Argument, das überzeugen könnte. "Wir müssen klar darstellen, was die Stadt leistet", so Hill. Mit der Entscheidung, mehr Geld für stadtinterne Einsparungen, einen Energiemanager und den Ausbau des Radverkehrs zu geben, habe Rot-Grün beim Haushalt 2012/13 reagiert, sagte Roswitha Blind von der SPD. Rose von Stein sieht das für die Freien Wähler anders. Eine insgesamt älter werdende Gesellschaft werde das Rad nicht mehr als bisher nutzen. Günter Stübel von der FDP sprach von "beeindruckenden Aktivitäten" und riet, das stadtinterne Contracting (Zuschüsse zum Beispiel zur Umstellung von Heizungsanlagen werden über die Einsparung zurückbezahlt) auf private Haushalte auszudehnen. Derartige Modelle könnten für die neu gegründeten Stadtwerke interessant sein, sagte Umweltbürgermeister Matthias Hahn (SPD). "Klimatschutz ist auch Wirtschaftsförderung", rechnete Reuter vor: Mit 14 Millionen Euro Zuschüssen der Stadt für Altbau-Sanierungen seien 200 Millionen Euro Investitionen ausgelöst worden.