Viele Städte in der Region Stuttgart haben bereits ein Klimaschutzkonzept. Sollen sie nun regional enger zusammenarbeiten? Foto: Malte Klein

In der Regionalplanung und im Verkehrsbereich berücksichtigt der Verband Region Stuttgart die Klimaschutzziele. Soll er sein Engagement vergrößern und beispielsweise ein eigenes regionales Projekt fördern. Darüber sind sich die Regionalräte nicht einig.

Stuttgart - Der Verband Region Stuttgart wird weiterhin in seinen traditionellen Arbeitsbereichen wie Flächenplanung und öffentlichem Nahverkehr Klimaschutzaspekte berücksichtigen. Ob er eigene konkrete Projekte zur Minderung der Kohlendioxid-Emissionen anstößt und vor allem finanziert, ist aber noch offen. Das ist das Ergebnis einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses der Regionalversammlung.

Im Gespräch als mögliches Projekt ist beispielsweise ein Abwärmeatlas für die gesamte Region, der das Energiepotenzial der durch industrielle Prozesse erwärmten Luft benennt und mögliche Abnehmer auflistet. Gedacht wird auch an Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge oder an Radschnellwege für Pendler, die E-Bikes nutzen. Ein Antrag der CDU-Fraktion, für beide Maßnahmen eine regionale Förderung von vorneherein auszuschließen, bekam keine Mehrheit.

CDU scheitert mit Antrag

Experten der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg, des Instituts für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart und der EnBW haben sich im Auftrag des Verbands seit 2014 mit einer regionalen Klimaschutz- und Energiestrategie beschäftigt. Dabei geht es einerseits darum, die Versorgung mit Energie in der wirtschaftsstarken Region sicherzustellen. Andererseits sollen die Treibhausgasemissionen deutlich reduziert werden, damit Klimaschutzziele wie die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius erreicht werden können.

„Die Region steht nicht bei null“, sagte Volker Kienzlen von der Klimaschutz- und Energieagentur, im Gegenteil: In vielen Bereichen arbeite sie bereits erfolgreich an Klimaschutzzielen. Zu diesen Maßnahmen zählen die Experten die ständige Verbesserung des ÖPNV-Angebots, den regionalen Klimaatlas und die Ausweisung von 41 möglichen Standorten für Windkraftanlagen.

Experte: Von der IBA zur KLIBA

Dennoch sehen die Experten mehrere Handlungsfelder. So empfehlen sie eine regionale Allianz Klimaschutz, in der die Klimaagenturen auf Kreis- und Stadtebene enger zusammenarbeiten sollten. Kienzlen regte nicht nur den Abwärmeatlas an, sondern auch eine regionale Mobilitätsoffensive für Radverkehr und Elektromobilität sowie einen Ausbau der Windrad-Standorte, an denen auch Möglichkeiten der Speicherung von Energie geschaffen werden sollten. Die bestehende Fernwärmeleitung entlang der Bundesstraße 10 vom Kraftwerk Altbach nach Stuttgart könne ausgebaut werden, weil noch immer „viel anfallende Abwärme weggeworfen wird“, so Kienzlen. Zwischen Stuttgart und Ludwigsburg könnte er sich eine E-Mobilitätsachse für den Radverkehr vorstellen. Die Experten würden auch ein Leuchtturmprojekt für Klimaschutz und Energieeffizienz in die Internationale Bauausstellung 2027 integrieren. „Von der IBA zur KLIBA“, sagte Kienzlen.

Schließlich sprechen sich die Experten auch dafür aus, dass der Klimaschutz als eine verpflichtende Aufgabe in das Gesetz über die Region Stuttgart aufgenommen werden solle. Eine Empfehlung, die von der Verbandsverwaltung nicht weiter aufgegriffen wurde und auch bei den Fraktionen – außer bei den Grünen – auf Ablehnung stieß. Einig waren sich die Regionalräte aber darüber, dass die Region ein Leuchtturmprojekt für den Klimaschutz nicht nur anregen, sondern sich daran auch finanziell beteiligen müsse. Eine Entscheidung darüber fällt in den Etatberatungen im Herbst.

So viel Zeit gibt es zumindest beim Thema Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge nicht. Zwar ermittelt der Verband Region Stuttgart in einem vom Bund geförderten Projekt momentan, wo geeignete Standorte für solche Stromtankstellen in der Region sein könnten. Gleichzeitig können sich seit 1. März Kommunen um Fördermittel beim Bundesverkehrsministerium bewerben. Damit Städte aus der Region nicht leer ausgehen, „haben wir die Kommunen vorab über das Zwischenergebnis des Standortmasterplans informiert und bei der Antragsstellung unterstützt“, sagte Regionaldirektorin Nicola Schelling.