Brüssel verschärft die Grenzwerte für klimaschädliches Kohlendioxid. Foto: dpa

Die EU-Kommission wirbt für saubere Mobilität – und fordert, dass der Kohlendioxid-Ausstoß von Personenwagen zwischen den Jahren 2021 und 2030 um ein Drittel gesenkt wird.

Brüssel - Die EU-Kommission will den Spritverbrauch von Autos und Lieferwagen auch im kommenden Jahrzehnt drastisch senken. Außerdem sollen die Autohersteller dazu gebracht werden, beim Verkauf von Elektroautos und anderen sauberen Fahrzeugen in die Offensive zu gehen. Die Brüsseler Behörde schlägt dazu ein Bündel von Maßnahmen vor. Nun sind die beiden Gesetzgeber in der EU am Zug. Das Parlament sowie das Gremium der Mitgliedstaaten, der Rat, werden den Gesetzgebungsvorschlag der Kommission diskutieren, abändern und schließlich in EU-Recht überführen.

Wie stark soll der Verbrauch sinken?

Der Spritverbrauch wird in CO2-Ausstoß umgerechnet. Das ist bereits geltendes Recht: Im Jahr 2021 dürfen neu zugelassene Autos im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 je gefahrenen Kilometer ausstoßen. Bei Lieferwagen liegt dieser Grenzwert bei 147. Die Brüsseler Kommission schlägt vor: Von 2021 bis 2025 müssen die Hersteller den Spritverbrauch von Personenwagen und Transportern um 15 Prozent reduzieren, und von 2021 bis 2030 um insgesamt 30 Prozent. Bisher wurden die Emissionen auf dem Prüfstand gemessen, was nicht realistische Werte ergeben hat. Künftig wird nach dem WLTP-Verfahren gemessen, das ehrlicher ist, also zu höheren Werten führen wird. Wegen des neuen Messverfahrens wird die Zielmarke nicht mehr in absoluten Gramm-Zahlen angegeben, sondern die Minderungsquote in Prozent.

Welche Ziele gibt es bei E-Autos?

Die Kommission schlägt keine E-Auto-Quote vor. Die Regulierung soll technologieoffen sein. Sie setzt den Herstellern aber Zielmarken für saubere Autos. 2025 sollen 15 Prozent aller verkauften Fahrzeuge weniger als 50 Gramm CO2 je Kilometer ausstoßen. 2030 sollen dann 30 Prozent aller verkauften Fahrzeuge in diese Kategorie fallen. Dabei gibt es zum einen emissionsfreie Fahrzeuge wie etwa reine E-Autos und Fahrzeuge mit Brennstoffzelle. Zum anderen gibt es Niedrig-Emissions-Fahrzeuge, die weniger als 50 Gramm CO2 je Kilometer ausstoßen. Das sind überwiegend Hybridautos, die mit einem Verbrennungs- und einem E-Motor ausgestattet sind.

Wie soll der Verkauf von E-Autos angekurbelt werden?

Hersteller, die die Zielmarken für saubere Autos 2025 und 2030 überspringen, sollen belohnt werden. Für sie sollen weniger strenge Regeln bei den CO2-Zielen für Autos mit Verbrennungsmotoren gelten. Dabei soll dann jedes Null-Emissions-Auto stärker zu Buche schlagen als jedes Niedrig-Emissions-Auto.

Welche Ausnahmen gibt es?

Es soll auch 2021 bis 2030 bei der bisherigen Regelung bleiben, dass die Hersteller je nach Modellpalette und durchschnittlichem Gewicht der Fahrzeuge individuelle Ziele haben. Daimler etwa muss 2021 für die gesamte Pkw-Flotte einen Durchschnittswert von 101 Gramm erreichen, branchenweit liegt der Zielwert bei 95 Gramm. Daimler muss dann 2025 mit allen Autos den Durchschnittswert von rund 85 Gramm erreichen, 2030 dann 70 Gramm. Außerdem sollen sogenannte Öko-Innovationen belohnt werden. Dies sind etwa Solardächer oder Systeme, bei denen die Abgaswärme als Energie rückgewonnen wird. Diese Öko-Extras, die ein CO2-Einsparpotenzial haben, das aber im Testverfahren nicht eindeutig messbar ist, sollen auf den Flottendurchschnitt angerechnet werden.

Welche Strafen sind vorgesehen?

Es bleibt bei den Strafen, die bereits für das Jahr 2021 gelten. Pro Fahrzeug und Gramm Zielverfehlung soll der Hersteller 95 Euro zahlen. Dies gilt für Pkw und für Lkw.

Welche Vorteile sieht die Kommission?

Die Folgenabschätzung hat ergeben: Zwischen 2021 und 2030 sollen 170 Millionen Tonnen weniger CO2 in die Luft geblasen werden. Jobs sollen nicht verloren gehen, vielmehr werden nach den Vorstellungen der Kommission 70 000 neue Stellen geschaffen. Wer 2025 einen neuen Wagen kauft, der spart über den Lebenszyklus des Autos 600 Euro Sprit, wer 2030 kauft, sogar 1500 Euro.

Wie soll sich der Bestand an E-Autos entwickeln?

Die Kommission schätzt, dass 2020 vier Millionen Stromer in der EU unterwegs sind. Dies wären 1,5 Prozent des gesamten Fahrzeugbestands. Wenn die Vorschläge ohne Abstriche umgesetzt würden, könnten danach 2025 bereits sieben Prozent des Pkw-Bestands E-Autos sein. 2020 würden nach einem Szenario der Kommission 440 000 öffentlich zugängliche Ladestationen benötigt. Bis 2025 wären viermal so viele öffentliche Ladestationen nötig.

Was sagt die Autolobby?

Der Branchenverband VDA kommentiert die Pläne kritisch: Der Entwurf stelle die Industrie „vor extreme Herausforderungen“. Das Zwischenziel 2025 überfordere die Hersteller. Und ob die Ziele am Ende erreicht würden, hänge davon ab, wie Autokäufer alternative Antriebe annähmen.