Obdachlose sind in der Klett-Passage nicht gern gesehen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Stadtverwaltung, Stuttgarter Straßenbahnen AG, Polizei und Mietervereinigung der Klett-Passage suchen nach Möglichkeiten, den Untergrund attraktiver zu machen. So könnten Lagerstätten von Obdachlosen durch Kunstobjekte unbewohnbar gemacht werden

Stuttgart - Früher standen hier Telefonzellen, inzwischen schlagen an derselben Stelle oft Obdachlose ihr Lager auf. Die Klett-Passage ist kein Ort zum Verweilen. Darum suchen die Verantwortlichen – die Stadt, die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), die Polizei und die Mietervereinigung der Klett-Passage – Möglichkeiten, den Untergrund attraktiver zu machen. Ein Arbeitskreis hat sich getroffen und Ideen entwickelt. Beispielsweise wird in Erwägung gezogen, die Lagerstätten der Obdachlosen durch Kunstobjekte unbewohnbar zu machen.

„Das ist nur eine Idee“, sagt Ulrich Kopp von der Marketingagentur der Mietervereinigung, „aber eine Vertiefung der achtjährigen Zusammenarbeit mit der Kunstakademie Stuttgart könnten wir uns vorstellen.“ Eine Maßnahme, die auch Hermann Karpf, Referent des Ordnungsbürgermeisters, für umsetzbar befindet: „Ein denkbarer Vorschlag.“ Studenten und Absolventen der Kunstschule stellen ihre Werke in Glaskästen aus, die aktuell über den Rolltreppen zu den Stadtbahngleisen hängen. Dort, wo früher die Telefonzellen waren, könnten die Ausstellungsflächen erweitert werden.

Das ist nicht die einzige Maßnahme, die in der Planungsphase für eine schönere Klett-Passage infrage kommt. „Ebenso wäre es möglich, die Schlafplätze der Obdachlosen mit einzelnen Stühlen zu versehen und das Hinlegen zu erschweren“, sagt Kopp. Das soll bei einer gemeinsamen Ortsbegehung mit den SSB geklärt werden. Dort wird laut Karpf derzeit erörtert, ob die alte Idee, unliebsame Klientel mit klassischer Musik fernzuhalten, umsetzbar ist. Die SSB waren darüber auf Nachfrage unserer Zeitung zu keiner Stellungnahme bereit. „Wir können keine Aussage zum derzeitigen Stand machen“, sagt Hans-Joachim Knupfer von der Pressestelle der SSB.

Das Ordnungsamt prüft, inwiefern es möglich ist, der Missachtung des Rauchverbots rechtlich entgegenzuwirken. Die Stadt will die Befugnisse von Polizeibeamten erweitern. „Bei Personen, die sich den Beamten widersetzen, könnten zum Beispiel die Zigaretten präventiv beschlagnahmt werden. Oder wir könnten Bußgelder verhängen, wenn jemand einem Platzverweis keine Folge leistet.“ Laut einem Bericht des städtischen Vollzugsdiensts im Februar kam kaum eine Streife durch die Klett-Passage, ohne während ihrer Arbeit angepöbelt oder sogar körperlich angegangen worden zu sein.

Ein weiterer Brennpunkt, der der Stadt als verschönerungswürdig gilt, ist die Unterführung am Rotebühlplatz, deren Attraktivität vergangenen Winter ebenfalls gesunken ist. Schon vor etwa zehn Jahren war hier die Drogenszene aktiv – und konnte mit dem Einsatz von Kameras erfolgreich vertrieben werden .

Jetzt ist sie zurück. „Da die Szene bei gutem Wetter nicht mehr so präsent wie in den kalten Monaten ist, stellen wir momentan nur vereinzelt Drogendelikte fest“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Beim Einzelhandel macht sich über die Situation schon länger Unmut breit, der Umsatz sei rückläufig, erzählen die Einzelhändler dort.

Das Treffen der städtischen Behörden, der SSB und des Einzelhandels erfolgte kurz nach umfangreicher Berichterstattung unserer Zeitung über die Zustände in Stuttgarts Untergrund. Viele Leser bemängelten zu wenig Sensibilität für die Randgruppen, die sich dort tummeln. Einige waren der Meinung, die sozialen Probleme dem Auge der Öffentlichkeit zu entziehen löse die Probleme nicht.

Am Donnerstag, 16. April, setzen sich Stadt, Polizei, SSB und die Mietervereinigung der Klett-Passage erneut zusammen, um sich über die Ergebnisse auszutauschen.