„Vergängliche Kunst: Die Besucher kommen in den Genuss eines goldenen Bonbonhaufens. Foto: dpa

In den ersten eineinhalb Wochen werden 2100 Besucher gezählt. Kunst, die nach und nach an Gewicht verliert, ist eines der beliebtesten Exponate der aktuellen Ausstellung in der Alten Kelter.

Fellbach - Güldene Kunst, die nach und nach an Gewicht verliert und schließlich gänzlich verschwindet – das ist eines der beliebtesten Exponate der aktuellen Triennale Kleinplastik in der Alten Kelter in Fellbach. Es geht um jenen Haufen an in goldfarbenes Zellophan eingewickelten Bonbons, den der 1996 in Miami verstorbene Künstler Félix Gonzáles-Torres im Jahr 1993 entwickelt hat. Für jede neue Ausstellung werden stets exakt 544 Kilogramm Zuckerstückchen gekauft – die die Kunstgenießer dann mitnehmen und selbst schlotzen können.

Die Verantwortlichen im Fellbacher Rathaus sind sehr zufrieden mit dem Start

Nicht nur wegen dieses bei den Besuchern besonders begehrten Werks sind die Verantwortlichen im Fellbacher Rathaus sehr zufrieden mit den ersten knapp zwei Wochen der Kleinplastik-Schau. „Bis Mittwoch hatten wir bei der Triennale 2100 Besucher“, erläutert Kulturamtsleiterin Christa Linsenmaier- Wolf. Schwerpunkte sind die Wochenenden, an denen bisher samstags und sonntags jeweils 300 bis 400 Neugierige kamen. Auf viel Zuspruch stößt dabei das weiße Gaze-Zelt, das die Ausstellungsarchitekten in die Alte Kelter gestellt haben. „Es wird als Bereicherung empfunden und wirkt auch beruhigend, so dass man sich besser auf die Kunstwerke konzentrieren kann.“ Ebenso erfreulich sei die große Nachfrage bei den Führungen, etwa für Landfrauenvereine oder Frauenkreise. Zudem kommen Lehrer mit ihren Klassen – für Fellbacher Schüler ist der Besuch kostenfrei, bei Schülern von außerhalb werden zwei Euro pro Person verlangt.

Das erste Feedback der Gäste zeigt: gewisse Erläuterungen der Exponate sind sinnvoll

Dass bei zahlreichen der in der Alten Kelter präsentierten Exponate gewisse Erläuterungen sinnvoll sind, hat das erste Feedback durch die Besucher gezeigt: Mit den Erklärungen im Katalog zu den einzelnen Werken ergibt sich ein deutlich größerer Erkenntnisgewinn. „Etliche Arbeiten erschließen sich gänzlich nicht auf Anhieb“, räumt Christa Linsenmaier-Wolf ein. Dies sei eine Folge der generellen Entwicklung der Triennale, „die mittlerweile sehr stark auf geistigen Gehalt setzt, indem die Künstler adäquate Formen für ihre Ideen suchen“. Vorbei die Zeiten also, „als wir vor allem hübsche, dekorative, kleine Objekte hatten – der Anspruch ist ein anderer geworden“, so Linsenmaier-Wolf.

Angedacht ist deshalb, die Information auf der Beschilderung noch nachzubessern, so dass die Werke auch ohne Katalog erschlossen werden können. „Allerdings besteht dann die Gefahr, dass ein Kunstwerk verkürzt dargestellt wird", sagt Linsenmaier-Wolf. „Aber vielleicht reichen einige Sätze, um Hilfestellung zu geben.“

Auffällig und sehr farbig ist „Venus Anadyomene 6“ von Elaine Cameron-Weir mit Weihrauch und Myrrhe, einem bis zum Ende der Triennale brennenden Licht einer Öllampe und dem blauen Neonlicht. Ihre Skulptur, so die Erläuterung der Experten, „erzählt von Lust und Laster, Schönheit und Gier sowie der Wärme des Lichts“.

Beliebt bei den Besuchern sind Werke, die sich auf sehr habhafte Weise mit dem Motto „Food“ auseinandersetzen

Beliebt bei den Besuchern sind Werke, die sich auf sehr habhafte Weise mit dem Motto „Food“ auseinandersetzen – und Lebensmittel mit Kunst verbinden. Neben dem Bonbonhaufen, der bei der aktuellen Mitnahmegeschwindigkeit das Ende der Triennale nicht erleben dürfte, gehört dazu auch die Schnapstheke der türkischen Künstlerin Banu Cennetoglu, Titel: „Library of Spirits“. Dabei dürfen die Besucher von den gesammelten Spirituosen kosten. Heribert Sautter vom Kulturamt berichtete vergangenen Sonntag bei einer Führung von fröhlichen Abiturienten, die ihren Schulabschluss in der Alten Kelter begangen. Christa Linsenmaier-Wolf beruhigt allerdings: „Wir hatten bisher noch keine Betrunkenen, wir wollen ja auch nicht die beliebteste Bar Fellbachs werden.“ Ohnehin sollen die Besucher ja auch nur „ein winziges Schlückchen“, um mal aus der „Feuerzangenbohle“ zu zitierten, zu sich nehmen.