Klaus Wagenbach Foto: dpa

Der Klaus-Wagenbach-Verlag feiert sein 50-Jahr-Bestehen mit einer Ausstellung, die jetzt in Anwesenheit des Gründers im Literaturhaus Stuttgart eröffnet wurde. Der sagt: „Als Meinungsverbreiter ist man immer auch Gesinnungstäter.“

Der Klaus-Wagenbach-Verlag feiert sein 50-Jahr-Bestehen mit einer Ausstellung, die jetzt in Anwesenheit des Gründers im Literaturhaus Stuttgart eröffnet wurde. Der sagt: „Als Meinungsverbreiter ist man immer auch Gesinnungstäter.“

Stuttgart - Der 84-jährige Klaus Wagenbach, Gründer und langjähriger Inhaber des Klaus-Wagenbach-Verlags, lässt es heute etwas gemütlicher angehen: Das Vortragen der wechselhaften Geschichte seines Hauses überlässt er seiner Frau Susanne Schüssler, die seit 2002 die Geschicke des Verlags leitet. Der Anlass ist die Feier „50 Jahre Wagenbach Verlag“, die im Literaturhaus Stuttgart mit einer Ausstellungseröffnung beginnt. Die teils historischen Foto- und Textdokumente waren zuvor schon in Leipzig und in Berlin zu sehen.

„Was habe ich gelernt in 50 Jahren als Verleger?“ – Klaus Wagenbach lässt diese selbst formulierte Frage lange unbeantwortet, bis er sich auf Umwegen doch der Beantwortung nähert. Etwa so: „Als Meinungsverbreiter ist man immer auch Gesinnungstäter“. Wagenbach sagt das ziemlich gewichtig mit einem verschmitzten Lächeln. Fügt dann hinzu, als sei ihm dies soeben spontan eingefallen: „Ich bin stolz darauf, dass bisher nur eines meiner Bücher auf der Spiegel-Bestseller-Liste gelandet ist.“

Und dann noch einmal so ein gewichtiger Satz: „Ein Verleger muss in der Lage sein, erfolgreich ein konkursreifes Unternehmen führen zu können“. Wagenbach hat ohne Zweifel viel erlebt, kondensiert dies heute nahezu zu Aphorismen wie: „Wenn ein Autor dich küssen will, ziehe deine Schuhe aus. Aber bedenke, das dicke Ende kommt noch.“ Wagenbach ist kein Freund der modernen Technik, schon das Sprechen ins Mikrofon ist nicht sein Ding, viele Sätze von ihm klingen verhuscht. Andere dagegen klingen wie eingemeißelt. Etwa jener: „Bücher müssen schön und dauerhaft sein. Sie sind kein Wegwerfprodukt“. Und dann zum Schluss der Satz, der jeden Bücherfreund erfreut: „Das Buch überlebt immer. Daten dagegen landen auf dem Datenmüll“.

Und wie schön und dauerhaft Bücher sein können, kann jeder selbst im Literaturhaus erfahren. Zahlreiche Buchexemplare aus verschiedenen Reihen des Wagenbach Verlags hängen an Schnüren an den Wänden, Anfassen und darin Schmökern ist ausdrücklich erwünscht. Die Verlagsgeschichte selbst kann an insgesamt sieben Stationen nachgelesen werden, ergänzt durch historische Dokumente der Zeit. Ziemlich übersichtlich auf eine DIN A 4-Seite passt die erste Gewinn- und Verlustrechnung aus dem Jahr 1965. Immerhin: Bei einem Gesamtumsatz von etwas mehr als 200 000 Mark wurden schon 50 000 Mark an Honorar bezahlt.

Welche politische Wellen die Herausgabe eines „Roten Kalenders für Schüler und Lehrlinge“ schlug, kann an anderer Stelle nachgelesen werden, etwa in einem Brief des Berliner Polizeipräsidenten an Wagenbach. Doch Wagenbach selbst teilte auch aus: Am 9. April 1990 etwa kündigte er dem Goethe-Institut seine Mitarbeit: Ohne Honorar sei er nicht mehr bereit, als Repräsentant der deutschen Literatur aufzutreten.