Verbindet japanische Klangwelten mit westlicher Avantgarde: Toshio Hosokawa Foto: Kazishikawa

An seinem 60. Geburtstag war der japanische Komponist Toshio Hosokawa zu Gast in der Cannstatter Stadtkirche im Rahmen der Konzertreihe „Musik am 13.“ Im Porträtkonzert ihm zu Ehren spielt das exzellente Ensemble „cross.art“ eine kleine Auswahl aus seinem kammermusikalischen Œuvre.

Stuttgart - Töne, die aus dem Nichts kommen und dorthin entschwinden, aufblühende und zerfallende Klänge, expressive Kulminationen, die schnell wieder im atmenden Grundpuls der Kompositionen Beschwichtigung erfahren – kein Wunder, dass Toshio Hosokawa, bedeutender japanischer Komponist, in seinen konzerteinführenden Worten bildliche Entsprechungen für seine Werke findet: Von Tönen als Pinselstrichen spricht er, von Kalligrafien. Ein Ton sei eine ganze Landschaft, nicht nur Teil eines großen Ganzen.

An seinem 60. Geburtstag ist Hosokawa zu Gast in der Cannstatter Stadtkirche im Rahmen der Konzertreihe „Musik am 13.“ Im Porträtkonzert ihm zu Ehren spielt das exzellente Ensemble „cross.art“ eine kleine Auswahl aus seinem kammermusikalischen Œuvre. Hosokawa spricht gut Deutsch. Er hat in den 1980er Jahren in Deutschland studiert – bei Isang Yun in Berlin und bei Klaus Huber in Freiburg.

Hosokawa verbindet die Klangwelt der westlichen Avantgarde mit jener traditionellen seiner Heimat. Ebenso spielt die „Nachahmung der Natur“ eine Rolle. Das alles verleiht auch den krassesten Dissonanzen oft eine vollkommene Schönheit. Wenn etwa in „Stunden-Blumen“ sich die imitierenden Stimmen von Klarinette, Violine, Cello und Klavier in einer ganz eigenen Art der Dramatik langsam einschwingen, ineinander verweben, verdichten: „wie aufblühende Lotosblumen auf einem Teich“, so Hosokawa. Natürlich ist die melancholische Stimmung des Verblühens immer mitkomponiert: in brüchigen, zarten Klängen, die langsam veratmen. Cross.art spielt das ganz fantastisch irisierend.

Auch romantische Ausdruckswut ist ihm nicht fremd

Von der Vorstellung einer „kreisenden Zeit“ spricht Hosokawa, die er aber selbstverständlich mit dem dynamischen Formverlauf und den Steigerungskurven europäischer Musik verschmolzen hat. Das betrifft auch seine „vertikale Zeitempfindung“, die sich in „Vertical Time Study“ für drei Instrumente in kurzen, harten Akzenten äußert.

Auch romantische Ausdruckswut ist ihm nicht fremd, wie Céline Papion (Cello) und Junko Yamamoto (Klavier) im „Lied III“ eindrücklich beweisen. Monumentale Klangauftürmungen scheinen ihm ebenfalls zu gefallen, wie Jörg-Hannes Hahn in „Wolkenlandschaft“ an der Orgel offenbart. Schließlich ist die „Kraft der Natur“ eine wichtige Inspirationsquelle des japanischen Meisters.