Abflug-Übersicht am Stuttgarter Flughafen – der Lärm der Jets stört viele Anwohner Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Mit Grafik - Der Ärger über den Lärm, der vom Flughafen Stuttgart ausgeht, schwillt nicht ab. Die Zahl der Beschwerden stagnierte 2014 bei geringfügig weniger Flugbewegungen als im Jahr zuvor.

Stuttgart - Aus dem Umfeld des Flughafens sind 2014 fast genau gleich viele Beschwerden wegen Fluglärms gekommen wie 2013. Es waren 1156, heißt es im Lärmschutzbericht 2014, den das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart jetzt veröffentlicht hat. 2013 hatte man 1152 Beschwerden verzeichnet. Das bedeutet, dass die Zahl im Grunde auf einem Niveau stagniert, das deutlich niedriger liegt als beispielsweise 2009 mit damals 1599 Beschwerden. Allerdings gab es 2014 geringfügig weniger Starts und Landungen als 2013. Die Zahl fiel um 0,4 Prozent auf 127 678.

Beschwerdequote in Steinenbronn mit 14 Fällen besonders niedrig

Der zuständige Mitarbeiter habe bei der Auswertung der Beschwerden keine Verstöße entdeckt, die beim Bundesamt für Flugsicherung hätten angezeigt werden müssen, teilte das RP mit. Die meisten Beschwerden kamen aus Leinfelden-Echterdingen (66) sowie den Stuttgarter Stadtteilen Vaihingen, Rohr und Kaltental (65). Bemerkenswerterweise war die Beschwerdequote in Steinenbronn mit 14 Fällen besonders niedrig, obwohl hier der zweithöchste Lärmpegel im Umfeld des Flughafens ermittelt wurde – und obwohl Steinenbronn von besonders vielen Maschinen überquert wird. In Leinfelden-Echterdingen sei der Lärmpegel deutlich geringer gewesen, heißt es.

Hauptgrund für die Beschwerden waren mit 31,9 Prozent vermeintliche Abweichungen der Flugzeuge von den vorgesehenen Flugrouten. Dann folgten allgemeine Beschwerden über Fluglärm (29,4) sowie über Nachtflüge (24,1). Hier ist die absolute Zahl aber auf 201 zurückgegangen, obwohl es mehr Starts und Landungen in den Nächten gab.

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Fluglärm Grafik

Eine mögliche Erklärung: Die Nachtpostflüge finden seit 19. September 2014 nur mit besonders leisen Flugzeugen statt, die nach dem Kapitel 4 zum Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt (ICAO) eingestuft sind. Das ist bedeutsam, weil die Nachtpostflüge den Hauptanteil aller Flüge in der nächtlichen Beschränkungszeit des Flughafenbetriebs ausmachen. Im Jahr 2014 lag ihr Anteil bei 73 Prozent. Insgesamt gab es über das Jahr 1266 Nachtflüge.

Nachts dürfen Hubschrauber und Militärflugzeuge landen

Starten und landen dürfen nachts alle Hubschrauber und Militärflugzeuge, außerdem leise Nachtposttransporter. Mit sonstigen Maschinen darf der Flughafen Stuttgart bei schwierigen Wetterlagen als Not- und Ausweichflughafen genutzt werden oder auch von Flugzeugen, die infolge von Streiks verspätet eingehen. Letzteres spielte 2014 tatsächlich eine große Rolle. Dass die Zahl der verspäteten Landungen (nach 23.30 Uhr) um 54 Fälle zunahm, dürfte von Streiks bei den Lotsen, bei den Bodenverkehrsdiensten und bei den Piloten herrühren, heißt es. Überdies von Schlechtwetterphasen in den Sommermonaten.

Im Juli hagelte es besonders viele Beschwerden. Da stieg die Zahl um 187,5 Prozent. Allein wegen Flugwegabweichungen meldeten sich 91 Personen. Im Juli war das Wetter schlechter als im Juli 2013. Solche Wetterlagen zwingen Piloten aus Sicherheitsgründen oft, vom Kurs abzuweichen.

Statistisch ausgewertet wurden nur 833 Beschwerden. Wer sich laufend meldet, wird nicht mehr berücksichtigt, weil die Statistik sonst verzerrt würde, meint man im RP. Außerdem bleiben Beschwerden über Polizeihubschrauber im Einsatz unberücksichtigt, wenn kein direkter Zusammenhang mit dem Flughafen besteht.