Richter Kern entscheidet über Fahrverbote. Foto: dpa

Klar, strukturiert, zurückhaltendes Wesen – diesen Eindruck macht der Vorsitzende Verwaltungsrichter macht, der über die Klage der Deutschen Umwelthilfe zu befinden hat. Zwei Jahre hat er sich auf das Verfahren vorbereitet.

Stuttgart - Würde man von ihm einen Gebrauchtwagen kaufen? Womöglich einen Diesel? Wahrscheinlich schon. Wolfgang Kern tritt grundsolide auf, verkneift sich auch bei tropischen Temperaturen das Ablegen der Robe, gesteht diese Erleichterung aber den Streitparteien beim Prozess um Luftreinhaltung und Fahrverbote am Mittwoch zu.

Unterschätzen darf man den 60-Jährigen Verwaltungsrichter mit der leisen Stimme und dem zurückhaltenden Auftreten nicht. Für ein Gespräch stehe er nicht zur Verfügung, teilte die Pressestelle Wochen vor der Verhandlung mit. Die Botschaft ist klar: Es geht um die Sache, das ist keine One-Man-Show. Das Gremium zählt fünf Köpfe, und der führende Kopf stellt sich nur bei der Verhandlung ins Licht der Kameras. Ansonsten sitzt Kern über Akten.

Zwei Jahre Aktenstudium

In diesem Streitfall musste die Kammer zwei Jahre Papiere wälzen. Lange war das Verfahren nicht „ausgeschrieben“, tauschten die Parteien stapelweise Post. Umso ärgerlicher ist es dann, wenn Parteien mit den Worten „Sie werden sich noch wundern“ Neues auf den Tisch legt. Kern ließ sich davon nicht beirren, bewahrte den Blick auf das Wesentliche und zog einen klar strukturierten Prozess durch. Dabei konnte er sich auf seine Kollegen Samuel Thomann, Burkhard Weis und die ehrenamtlichen Richterinnen Judith Schenten und Annerose Schumann verlassen. Weis fasste Kern schnell am Arm, als dieser kurz die Contenance verlor. „Wir sind nicht naiv, wir wissen, Fahrverbote sind politisch im Moment unerwünscht“, sagte Kern. Er hat deutlich gemacht, dass Politik ihn nicht kümmern muss.