Die Kita-Leiterin Ines Bormann (rechts) erläutert den Bezirksbeiräten das pädagogische Konzept der Kindertagesstätte. Foto: Rebecca Stahlberg

Der Bezirksbeirat Möhringen hat die neue Kindertagesstätte am Schneewittchenweg besichtigt. Diese ist eine der Einrichtungen in Fertigbauweise, die die Stadt Stuttgart aufgrund des großen Bedarfs an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige errichtet hat.

Möhringen - Die Toiletten im Miniaturformat zogen begeisterte „Ohhh, sind die aber niedlich!“-Ausrufe nach sich. Und auch die niedrigen, kaum einen Meter langen Bettchen im Schlafraum wirkten auf den Tross Besucher, als ob man Gulliver unter Liliputanern wäre. Die Besucher sind die Möhringer Bezirksbeiräte. Vor der jüngsten Sitzung des Gremiums haben sich die Lokalpolitiker die neue Kindertagesstätte am Schneewittchenweg anschaut.

Die städtische Kita hat Anfang März ihren Betrieb aufgenommen. Die erste Gruppe für unter Dreijährige ist eröffnet, aktuell werden dort neun Kinder betreut. Sukzessive sollen die Gruppen erweitert werden. Die Leiterin Ines Bormann führte die Bezirksbeiräte durch die Räume und erläuterte das Bildungs- und Erziehungskonzept „Einstein in der Kita“, das dort umgesetzt wird. Es orientiert sich an den Erkenntnissen von Emmi Pikler. Die Kinderärztin war die Vorreiterin einer neuen Kleinkindpädagogik.

Die Eingewöhnungsdauer ist individuell unterschiedlich

In einem der Gruppenräume zeigte Bormann, wo die Kinder essen; im Anschluss ging es in den nebenan liegenden Schlafraum. „Jedes Kind hat sein fest zugeteiltes Bett“, berichtete sie. Die Betten seien so niedrig, damit die Kinder selbstständig hineinklettern können. Das Konzept von Emmi Pikler beinhalte, dass „wir die Kinder nicht mit Angeboten zuschütten, sondern sie langsam entdecken lassen.“ Das Kind werde als kompetentes Wesen gesehen, das sich aktiv einbringe. Eine relativ lange Eingewöhnungsphase sei bei ihnen üblich, sagte Bormann. „Es ist wichtig, dass ein Vertrauensverhältnis zwischen uns und den Eltern herrscht. Sonst kann sich das Kind nicht erlauben, hier zu spielen, zu essen und so weiter.“

Die Bezirksbeirätin Ingrid Schulte (SPD) ließ sich die Sitzbänkchen mit Tisch zeigen, an denen die Kinder essen. Die Stadträtin Iris Ripsam (CDU) wollte wissen, wie alt die Kinder im Schnitt sind. „Wir haben derzeit Kinder, die circa eineinhalb Jahre alt sind“, sagte Bormann. Die Linken-Bezirksbeirätin Barbara Hummel interessierte sich für die Eingewöhnungsdauer. Diese sei je nach Kind ganz individuell, sagte Bormann und führte die Besucher in die an den Gruppenraum angeschlossene Schoppenküche. Man könne dort beispielsweise auch auf Allergiker Rücksicht nehmen und spezielle Fläschchen zubereiten, sagte Bormann. Der SPD-Stadtrat Hans-Peter Ehrlich wollte wissen, ob die Einrichtung auch ein Kind mit Diabetes aufnehmen würde. „Ich bin grundsätzlich für alles offen“, sagte Bormann. Im Pflegebereich demonstrierte die Kita-Leiterin ausklappbare Treppenstufen, die es dem Kind ermöglichen, selbstständig auf den Wickelplatz zu steigen. Gegenüber befinden sich die Lerntoiletten im Miniaturformat. „Bei der Sauberkeitserziehung ist es wichtig, dass das Kind das Signal gibt“, erklärte sie. Im oberen Stockwerk führte die Leiterin durch den großen Bewegungsraum sowie das Atelier und zum Abschluss einmal außen auf der Galerie um das Gebäude herum.

Systembau für rund drei Millionen Euro

Die Einrichtung am Schneewittchenweg ist für 80 Kinder ausgelegt. Es handelt sich um einen sogenannten Systembau. Aufgrund des großen Bedarfs an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige hat die Stadt Stuttgart in mehreren Stadtbezirken Fertigbau-Kitas erstellt, die zunächst auf fünf Jahre Betriebsdauer angelegt sind, so auch am Schneewittchenweg. Bei Bedarf können die Einrichtungen aber auch länger genutzt werden. Die Bauzeit in Möhringen betrug sieben Monate. Die Stadt hat dort rund drei Millionen Euro investiert.

Anfang Mai soll die zweite Gruppe beginnen. Weitere Kinder stehen freilich schon in den Startlöchern, soll heißen auf den Wartelisten. Was noch fehlt, sind Erzieher: „Unser Team ist noch nicht komplett. Es ist eine Herausforderung, gutes, qualifiziertes Personal zu finden, das mit Herz, Verstand und Fachwissen mit unter Dreijährigen arbeitet“, sagte Bormann.