Die 1973 erbaute Kindertagesstätte an der Dilleniusstraße wird abgerissen. Foto: Julia Barnerßoi

Die Kindertageststätte aus den 70er-Jahren an der Dilleniusstraße wird abgerissen. Ein Neubau soll künftig 80 Kindern Platz bieten. Die Bezirksbeiräte begrüßen das Vorhaben. Dass am alten Standort gebaut wird, sehen sie aber teils kritisch.

Bad Cannstatt - Die Kinder, die künftig die neue Tagesstätte an der Dilleniusstraße besuchen, haben es gleich doppelt gut. Sie dürfen in einem besonders schönen Gebäude spielen und bekommen obendrein noch viel Frischluft ab. Das eine bedingt nämlich das andere. Der Standort, an dem bereits seit 40 Jahren Kinder betreut werden, liegt mitten in einer für Bad Cannstatt wichtigen Frischluftschneise. Damit die gute Luft auch ungehindert von der Lerchenheide bis in die Altstadt strömen kann, darf die neue, größere Kita nicht zu hoch gebaut werden. Die Stadt kann deshalb nicht ihren Standardcontainer aufstellen, mit dem sie derzeit in vielen Stadtteilen dem Betreuungsplatzmangel schnell Herr zu werden versucht. Für die Dilleniusstraße wurde eigens ein zwar flaches, aber sehr ansehnliches Gebäude geplant.

Von der Bewahranstalt zur pädagogischen Einrichtung

Theodora Tzolaki vom Hochbauamt und Daniel Nikoleizig vom Liegenschaftsamt stellten in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats das geplante Projekt vor. Die 1973 erbaute Einrichtung soll komplett abgerissen werden. Zum einen sei es „nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll, in das Gebäude zu investieren“, sagte Nikoleizig. Zum anderen seien Kindertagesstätten in den 70er-Jahren eher „Bewahranstalten“ gewesen. Heute seien die pädagogischen Ansprüche weitaus höher, „und die kann das Gebäude nicht mehr erfüllen“. An der Stelle der heutigen Tagesstätte soll der Neubau mit 80 Plätzen entstehen. Geplant sind 40 Plätze in vier Gruppen für Kinder von null bis drei Jahren und 40 Plätze in zwei Gruppen für Drei- bis Sechsjährige.

In der Zwischenzeit sollen die Kinder in einem Interimsbau untergebracht werden, der auf dem angrenzenden Grundstück errichtet wird. Wenn alles klappt, ist dieser laut Tzolaki im Sommer 2016 fertig. Die neue Tagesstätte soll dann im Idealfall im Sommer 2018 bezogen werden. Die Kosten für das gesamte Vorhaben sind mit 3,98 Millionen Euro veranschlagt.

Über den Standort gehen die Meinungen auseinander

Die Bezirksbeiräte unterstützen das Vorhaben einstimmig. Allerdings teils murrend und nur unter dem Gesichtspunkt, dass dem hohen Bedarf an Betreuungsplätzen Rechnung getragen werden muss. Über den Standort gehen die Meinungen auseinander. Roland Schmid von der CDU merkte zum Beispiel an, dass die Lokalpolitiker die Stadt eigentlich gebeten hatten, einen Alternativstandort zu suchen. Eben wegen der wichtigen Frischluftschneise, die seiner Meinung nach gar nicht bebaut werden sollte. Er wirft der Stadt unlautere Methoden vor. Wenn ein Privatmann dort hätte bauen wollen, wäre das sicher niemals gegangen, sagte er. „Aber die Luft fliegt wohl leichter drüber, wenn es ein städtisches Gebäude ist.“

Gerhard Veyhl von den Freien Wählern schlug vor, dass doch der Neubau gleich auf der Fläche des Interimsquartiers gebaut werden könnte. So würde man sich die immerhin eine halbe Million Euro kostende Übergangslösung sparen. Theodora Tzolaki vom Hochbauamt verwies darauf, dass dies aufgrund des Bebauungsplans nicht möglich sei. Die Erfahrung zeige, „dass für die Stadt alles möglich ist, wenn es der Gemeinderat will“, befand Veyhl darauf. Die bebaute Frischluftschneise zeigt es.