Der Neubau eine Kindertagesstätte, das neue Kinder- und Jugendhaus sowie für den B Foto: Leonie Schüler

In der Einrichtung an der Mittenfeldstraße werden von September an Kinder bis sechs Jahre betreut. Die Pädagogik in der neuen Kita soll sich am sogenannten Ilke-Konzept orientieren.

Giebel - Mit der Eröffnung einer Kindertagesstätte für Kinder im Alter bis sechs Jahre beschreitet die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft neue Wege. Die Kita an der Mittenfeldstraße 61 in Giebel, die im September eröffnet wird, ist die erste Tageseinrichtung unter dieser Trägerschaft. Doch sie soll nicht die letzte bleiben: Auch die Leitung der Interimskita in Fertigbauweise, die derzeit an der Solitudestraße 121 gebaut wird, wird die Jugendhausgesellschaft übernehmen.

Arbeit an Jugendhäusern soll nicht eingeschränkt werden

„Das ist eine logische Entwicklung“, bezeichnet der Geschäftsführer Sieghard Kelle das neue Geschäftsfeld. Es sei schon lange geplant gewesen, den Tätigkeitsbereich auf Kinder im Alter bis sechs Jahre auszudehnen. „Wir haben uns überlegt, wenn wir als Organisation wachsen, in welche Richtung das geschehen soll. Der Bereich der Kinder lag da sehr nahe.“ In Giebel sei die Ausgangslage ideal, da die Kita dort zusammen mit dem neu gebauten Kinder- und Jugendhaus und dem Bürgerverein unter ein Dach zieht. Das würde zum einen räumliche Vorteile mit sich bringen, wenn alle Parteien die Werkstätten oder den großen Saal nutzen können. „Aber es ist auch deshalb hervorragend, weil Begegnungen stattfinden können von Personen unterschiedlichen Alters“, sagt Kelle. „In geschütztem Rahmen erleben Kinder Jugendliche und umgekehrt.“ Der Geschäftsführer betont aber auch, dass das neue Betätigungsfeld nicht bedeute, dass die Arbeit an den Jugendhäusern künftig eingeschränkt werde, dies solle so fortbestehen. Noch vor 15 Jahren habe die Jugendhausgesellschaft ausschließlich Kinder- und Jugendhäuser geleitet. Inzwischen sei das Aufgabenspektrum viel breiter, zum Beispiel gehöre auch die Bildungs- und Betreuungsarbeit an Schulen dazu.

140 Bewerbungen auf 60 verfügbare Plätze

Anika Heinrich ist die Leiterin der neuen Ganztageseinrichtung, deren Name noch nicht feststeht. Seit Juli ist die 24-Jährige damit beschäftigt, die noch jungfräulichen Räume einzurichten, das Team zusammenzuführen und Infoabende für die Eltern zu organisieren. Im September soll der Betrieb sukzessive mit der Eingewöhnung einzelner Kinder starten, nach und nach sollen immer mehr dazukommen. Später werden 60 Kinder die Kita besuchen, 20 unter Dreijährige sowie 40 Drei- bis Sechsjährige. „Ich hoffe, dass wir bis Frühjahr alle Plätze vergeben können“, sagt die studierte Kindheitspädagogin. Anmeldungen gebe es bereits mehr als genug: Auf die 60 verfügbaren Plätze gab es 140 Bewerbungen, „es kommen aber täglich neue Anfragen, die meisten im Kleinkindbereich“. Die Platzzusagen wurden bereits verschickt, in den nächsten Tagen und Wochen werden abgesagte Plätze an die Kinder auf der Warteliste vergeben.

Was die Personalsituation betrifft, so konnten acht Erzieher bereits angestellt werden, 3,8 Stellen sind noch offen. „Ich bin aber optimistisch, dass wir noch Leute finden“, sagt Anika Heinrich. Da die Kinder staffelweise aufgenommen werden, reiche es auch, wenn einige Erzieher erst am Jahresende angestellt würden. Aus der Not heraus Kompromisse einzugehen, kommt für sie nicht in Frage: „Wir legen hohen Wert auf eine gute Ausbildung.“ Die Betreuungszeit wird von 7 bis 17 Uhr sein, wobei Kinder entweder für acht oder für zehn Stunden vorbeigebracht werden können.

„Jeder soll sich bei uns wohlfühlen“

Die Pädagogik in der neuen Kita soll sich am sogenannten Ilke-Konzept (Integrale-Lernkultur-Entwicklung) orientieren. Dies werde, so Heinrich, bislang vor allem in Norddeutschland angewendet. Eine Prozessbegleiterin stehe der Einrichtung ein Jahr lang zur Seite, um das Konzept einzuführen. „Es gibt vier Ebenen: Das Wir, das Ich, der Raum und die Zeit. Sie alle stehen im Kontext zueinander“, erklärt Heinrich. Das Augenmerk liege auf allen, die in die Kita kommen: den Kindern, deren Eltern, aber auch den Mitarbeitern oder Handwerkern. „Jeder soll sich bei uns wohlfühlen.“ Die Räume sollen eher spartanisch eingerichtet sein und die Kleinen nicht mit Reizen überfluten. „Es wird pädagogische Angebote geben, die die Kinder motivieren. Wir gehen aber auch davon aus, dass sie sich selber beschäftigen können. Wir Erzieher sind dabei unterstützende Berater“, erklärt die 24-Jährige. Der Entwicklungsfortschritt der Kinder und deren Lernbiografie werde dokumentiert und einmal im Jahr mit den Eltern besprochen.

Unter einem Dach mit dem Jugendhaus zu sein, empfindet die Kita-Leiterin als Bereicherung: „Das ist eine Chance für alle Parteien.“ Einerseits könnten die Räume gemeinsam genutzt werden, andererseits könne auch pädagogisch kooperiert werden. „Schön ist, dass Kinder im Jugendhaus ihre Geschwister hier bei uns besuchen können. Und später ist der Schritt für die Kinder nicht so groß, auch mal ins Jugendhaus zu gehen, denn sie kennen das Haus ja bereits.“