Die Betreuung in Kitas kostet viel Geld. Foto: dpa

Den evangelischen Kirchenkreis hat am Wochenende neben der Situation der Flüchtlinge vor allem der drohende Rechtsstreit mit der Stadt um die Kita-Finanzierung bewegt.

Stuttgart - Der Streit zwischen der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde mit der Stadt über die Finanzierung der Kindertagesstätten schwelt schon seit 2012, doch jetzt droht ein Rechtsstreit. Die Kirchen fühlen sich benachteiligt, weil die Stadt freien Kita-Trägern 90 Prozent der Personalkosten erstatten will, den beiden Kirchen jedoch nur 85 Prozent. Zu Beginn der Tagung des evangelischen Kirchenkreises am Samstag im Gemeindehaus Wangen berichtete Kirchenpfleger Hermann Beck über die jüngsten Entwicklungen.

Am Freitag hatte sich OB Fritz Kuhn mit den Fraktionsspitzen des Gemeinderats darauf verständigt, die Zuschüsse für die Kirchen nicht auf 90 Prozent zu erhöhen. „Die Stadtverwaltung hat sich unverständlicherweise nicht auf unser Kompromissangebot der Angleichung der Förderung in Stufen eingelassen“, sagte Hermann Beck. Jetzt sei der Gemeinderat am Zug. Wenn dieser bei der Haushaltssitzung am 15. Dezember einer Verwaltungsvorlage über die Fortschreibung der Ungleichbehandlung zustimme, werde der Rechtsweg beschritten. Hermann Beck: „Das Verfahren wird in unserem Sinne ausgehen.“

Auch die Arbeit des Asylpfarramts unter Pfarrer Werner Baumgarten nahm aufgrund der aktuellen Entwicklungen breiten Raum auf der Tagung ein. „Am Donnerstag sprach im Asylbüro in der Vogelsangstraße Stuttgart-West ein eritreisches Paar vor, das Anfang September fünf Tage lang auf einem Boot mit tausend anderen Personen saß und auf der Überfahrt von Libyen nach Italien ums nackte Überleben zitterte“, sagte Werner Baumgarten in seinem Bericht über die Flüchtlingsarbeit mit seinem Unterstützernetzwerk Arbeitskreis Asyl. Baumgarten: „Wir wünschen uns feste Häuser in Wohngebieten, mit Kindergärten und Schulen im Umfeld.“ So werde eine Ghettoisierung verhindert. Der Unterbringung in Gewerbegebieten erteilte er damit eine Absage.

Die Begabungen von Flüchtlingen und ihre Vorbildung – gerade unter den Syrern seien auffallend viele Zahnärzte – könnten der Gesellschaft nützlich sein. Derzeit, ergänzte der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig, lebten in Stuttgart 2400 Asylbewerber in 65 Unterkünften, und es würden immer mehr. Deshalb müssten die Kirchengemeinden „ihre Mitglieder darauf ansprechen, dass es unsere Aufgabe ist, Menschen in Not bei uns aufzunehmen“.

Der evangelische Kirchenkreis ist die Vertretung aller 66 evangelischen Kirchengemeinden mit rund 158 000 Mitgliedern in Stuttgart. Am Samstag verabschiedete das Gremium den Haushalt für 2015 mit einem Volumen von rund 11,2 Millionen Euro. Er liegt circa 3,6 Prozent über dem Haushalt des Vorjahres. Dazu kommen noch Sonderhaushaltspläne. Der größte umfasst 18,5 Millionen für die Diakoniestation Stuttgart. Sie schließt sich am 1. Januar 2015 mit der Diakoniestation Stuttgart-Filder zusammen. Der Wirtschaftsplan für das Hospiz Stuttgart umfasst rund 2,3 Millionen Euro. Für die Evangelische Jugend gibt der Kirchenkreis knapp 1,6 Millionen Euro. Weitere Arbeitsfelder sind Gottesdienste, Kirchenmusik, die Diakoniestation, die Vesperkirche, die Kreisdiakoniestelle, die Krankenhausseelsorge, das Hospiz, die Sitzwache, die Psychologische Beratungsstelle, das Bildungswerk und die Fachberatung für Kitas. Das Asyl-Pfarramt kostet 2015 69 000 Euro.