Jens Nüßle, Thomas Müller-Brandes und Marilena Pinetti geraten als Ritter, König und Prinzessin in eine virtuelle Märchenwelt. Foto: Rudel

Zum zweiten Mal macht die Theaterspinnerei die alte Güterhalle beim Bahnhof zur mit allen technischen Finessen ausgestatteten Theaterbühne. Am 30. September erlebt dort „Die Weltmaschine – ein Kampf gegen Windmühlen dieser Zeit“ die Premiere.

Kirchheim - Für Stephan Hänlein ist es eine vollkommen neue Situation. Normalerweise ist Hänlein der Autor der Theaterspinnerei und steht dann, wenn der Theaterchef Jens Nüßle und Marilena Pinetti seine Werke aufführen, am Pult, um die hoch komplexe Technik der multimedialen Inszenierungen zu steuern.

Doch wenn am Freitag, 30. September, um 20 Uhr die Theatergroteske „Die Weltmaschine – ein Kampf gegen Windmühlen dieser Zeit“ unter der Schirmherrschaft des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann seine Uraufführung erlebt, wird Hänlein als Drache auf der Bühne stehen, zudem Gitarre spielen und ganz nebenbei auch noch dafür sorgen, dass alle Projektionen gelingen, die zwei Eisenbahnwaggons, auf denen Teile des imposanten Bühnenbilds montiert sind, zur rechten Zeit zur richtigen Stelle rollen und die Tontechnik funktioniert.

Zum zweiten Mal nutzt die Theaterspinnerei, die ihre Heimat eigentlich im alten Bahnhof von Frickenhausen hat, die gewaltige Alte Güterhalle direkt neben dem Kirchheimer Bahnhof als Theaterbühne. Vor zwei Jahren hatten die Theaterspinner in der Halle, die von zwei Gleisen durchzogen ist, zum Kirchheimer Eisenbahnjubiläum „Delirium furiosum“ aufgeführt.

Cloud-Drache lockt die Protagonisten

„Die Weltmaschine – ein Kampf gegen Windmühlen dieser Zeit“ ist – wie der Untertitel verrät – angelehnt an den Klassiker Don Quijchote, spielt aber in der Gegenwart und auch in der Zukunft. Es ist ein – so heißt es in der Eigenbeschreibung der Theaterspinnerei – „Stück über die Flucht in virtuelle Welten, die grenzenlose Freiheit versprechen, deren Ziel aber ist, eine gewaltige Konsummaschinerie zu füttern. Es ist eine Metapher für die moderne Welt, die immer mehr von digitaler Technik gesteuert, gestaltet und beherrscht wird“.

Dahinter, so Jens Nüßle, stehe die Frage, was passiert, wenn die Menschen vor lauter virtuellen Welten nicht mehr erkennen, was tatsächlich um sie herum passiert. In der „Weltmaschine“ lockt ein Cloud-Drache die Protagonisten in eine Märchenwelt, die ihnen unbegrenzte Freiheit verspricht. Hier können sie das sein, was sie sein wollen: Aus einem alten Mann wird ein prächtiger König, aus einem gescheiterten Top-Manager ein wackerer Ritter und aus der arbeitslosen Verkäuferin eine schöne Prinzessin. Der Theaterabend, so sagt Hänlein, sei eine „skurrile Reise durch künstlich erzeugte Welten, die durch geschickte Manipulation aus dem Menschen ein lukratives Produkt machen möchte, ein Datenpaket, das genutzt und weiterverkauft wird“. Das Erwachen aus dieser virtuellen Welt, ist, so viel wollen Nüßle und Hänlein jetzt schon verraten, ziemlich desillusionierend.

Gefördert vom Innovationsfonds Kultur

Für das vom Innovationsfonds des Landes geförderte Stück hat die Theaterspinnerei das Ensemble aufgestockt: Der ehemalige WLB-Schauspieler Thomas Müller- Brandes, der schon bei „Delirium furiosum“ mitgewirkt hat, spielt den König, der ehemalige Schwoißfuaß-Schlagzeuger Eberhard Bronner sorgt zusammen mit Jens Nüßle (ebenfalls Schlagzeug) und Stephan Hänlein für die Live-Musik.

Rund 180 Gäste pro Abend können „Die Weltmaschine“ in der Güterhalle sehen. Insgesamt sind bis zum 29. Oktober zehn Aufführungen angesetzt. Eine Verlängerung ist nicht möglich, weil die Theaterspinnerei im Anschluss mit der „Großen Weihnachtsbaumgeschichte“ zum Festival der Privaten Theater Baden-Württemberg in Blaustein-Herrlingen eingeladen ist.

Der Weg zur „Weltmaschine“

Stück
Zunächst sind zehn Aufführungen der Theatergroteske „Die Weltmaschine“ geplant. Gespielt wird vom 30. September bis zum 29. Oktober, jeweils freitags und samstags. Der Spielbeginn ist immer um 20 Uhr – und zwar in der Alten Güterhalle direkt neben dem Kirchheimer Bahnhof am Eugen-Gerstenmaier-Platz.

Karten
Noch gibt es für sämtliche Vorstellungen Karten. Sie kosten 26 Euro, ermäßigt 21 Euro. Karten reservieren kann man bei der Theaterspinnerei unter der Telefonnummer 0 70 22/2 43 56 00 oder per Mail an kartenbestellung@theaterspinnerei.de. Das Stück dauert rund zwei Stunden inklusive Pause.