Rund 60 000 Tonnen Biomasse jährlich verarbeitet das Kirchheimer Kompostwerk zu gutem Humus. Foto: Horst Rudel/Archiv

Bisher stellt das Kompostwerk in Kirchheim ausschließlich Kompost her. Denkbar ist, dass die Einrichtung künftig auch Energie erzeugt. Ob es dazu kommt, ist jedoch ungewiss. Die Überlegungen dazu befinden sich noch in der Frühphase.

Kirchheim - Das Kompostwerk in Kirchheim ist in einem technisch sehr guten Zustand“, sagt Manfred Kopp, der Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB). Gleichwohl überlegt man im Landratsamt Esslingen, wie es mit der kreiseigenen Einrichtung weitergeht, wenn die Anlage bis in fünf Jahren betriebswirtschaftlich abgeschrieben ist. Eine Möglichkeit besteht darin, dem Kompostwerk eine Vergärungsstufe vorzuschalten, um so künftig Biogas zu erzeugen.

Noch befinde sich der Landkreis Esslingen gemeinsam mit dem Landkreis Böblingen bei diesem Thema in der „Findungsphase“, betont Manfred Kopp. Ob das Kompostwerk irgendwann einmal Biogas produziert, hängt neben der technischen Seite vor allem auch von der Wirtschaftlichkeit einer solchen Option ab. Diese Fragen würden nun untersucht, so Kopp. Für fundierte Aussagen sei es derzeit aber noch viel zu früh. Vor knapp sechs Jahren hatte der damalige AWB-Leiter Rolf Hahn einer Aufrüstung des Kompostwerks eine Absage erteilt – auch deshalb, weil die Anlage noch mit Restschulden belastet war.

Direkt neben dem Kompostwerk verläuft eine Erdgasleitung

Falls der Landkreis in die Biogasherstellung einsteigen sollte, wäre dies ein Zusatzgeschäft. Denn Kompost würde das Kompostwerk auch weiterhin herstellen. Bei der Verwendung von Biogas gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte das gewonnene Gas verbrannt und so zur Erzeugung von Strom und Abwärme genutzt werden. Die andere Möglichkeit besteht darin, Biogas aufzubereiten und in Erdgasqualität in das Netz zu speisen. „Der Charme im Fall des Kompostwerks in Kirchheim ist der, dass dort direkt eine Erdgasleitung vorbeiläuft“, sagt Kopp.

Während die Untersuchungen für Kirchheim anlaufen, sind die Pläne für eine Biogasanlage in dem einige Kilometer weit entfernten Nürtingen festgefahren. Wie berichtet hat der Investor Refood bei dem umstrittenen Projekt erst einmal die Reißleine gezogen, nachdem vor einem Jahr der Bonus zur Aufbereitung von Biogas zu Erdgas weggefallen ist. Der Betrieb einer solchen Anlage scheint Refood nun nicht mehr rentabel genug. Die Firma sammelt Speisereste in einem weiten Umkreis ein und vergärt sie dann deutschlandweit in ihren Anlagen. Sollte in Kirchheim Biogas erzeugt werden, dann allerdings ohne die Verwendung von Speiseresten, wie der AWB-Geschäftsführer Kopp erklärt.

Stuttgart verwertet seinen Biomüll künftig selbst

Im nächsten Jahr kommen dem Kirchheimer Kompostwerk die bisher aus Stuttgart angelieferten Bioabfälle abhanden. Die Landeshauptstadt plant in Zuffenhausen den Bau einer eigenen Biomüll-Vergärungsanlage. Kopp ist aber zuversichtlich, die wegfallenden Mengen ausgleichen zu können, unter anderem durch einen höheren Anteil aus dem Kreis Böblingen.

In einem mehrere Wochen dauernden Prozess entsteht Kompost

Kapazitäten
Das 1996 in Betrieb gegangene Kompostwerk Kirchheim ist eine Kooperation der Landkreise Esslingen und Böblingen. An der Gesellschaft ist der Kreis Esslingen mit 80 Prozent und der Kreis Böblingen mit 20 Prozent beteiligt. Aus dem Kreis Esslingen werden jährlich 35 000 Tonnen, aus dem Kreis Böblingen 14 000 Tonnen und aus Stuttgart 10 000 Tonnen Biomüll verarbeitet.

Produktion
Die Biomasse wird in mehreren Stufen von Fremdstoffen befreit und zerkleinert. Das Herzstück des Kompostwerks ist die 200 Meter lange Rottehalle. Während sieben bis acht Wochen durchläuft das Material verschiedene Rottestufen. Ein ausgeklügeltes Bewässerungs- und Belüftungssystem sorgt dabei für einen optimalen Rotteprozess. Ein Biofilter desodoriert die Abluft.

Kompost
Rottetemperaturen bis circa 70 Grad Celsius garantieren, dass Kirchheimer Qualitätskompost frei von Unkrautsamen und Krankheitskeimen ist. Der mit einem Gütezeichen versehene Kompost ist ein organischer Stickstoff-Phosphat-Kaliumdünger und setzt sich aus circa 90 Prozent Bioabfällen und circa zehn Prozent pflanzlichen Abfällen aus der Garten- und Landschaftspflege zusammen.