Ein 31-Jähriger aus Gambia ist vor dem Amtsgericht Kirchheim wegen Drogenhandels zu einer Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Foto: Pascal Thiel

Ein 31-jähriger Flüchtling aus Gambia ist wegen Drogenhandels zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er hat vor dem Amtsgericht Kirchheim zugegeben, unter anderem auch an einen 16-Jährigen Marihuana verkauft zu haben.

Kirchheim - Ein 31-jähriger Gambier ist vom Schöffengericht des Amtsgerichts Kirchheim wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels zu einer Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Als besonders schwerwiegend lastete das Gericht dem Asylbewerber an, dass er Marihuana unter anderem an einen erst 16-Jährigen aus Kirchheim verkauft hat.

Im vergangenen Februar kam der Angeklagte aus seiner Heimat nach Deutschland, seit April wohnt er in einer Asylbewerberunterkunft in Kirchheim. Und schon im Juni hat er laut der Staatsanwaltschaft in Kirchheim begonnen, einen schwunghaften Handel mit Marihuana zu treiben. Einem 27-Jährigen hat er in relativ kurzer Zeit zehn Mal jeweils kleinere Mengen des Rauschgifts verkauft, einmal sogar 12,5 Gramm in einer Charge.

Polizei arrangiert Scheingeschäft

Das gibt der 31-Jährige ebenso zu wie den Vorwurf, einen 16-Jährigen zweimal mit jeweils 0,7 Gramm á zehn Euro beliefert zu haben. Der Jugendliche ist der Neffe des 27 Jahre alten Kunden, sein Onkel hatte den Kontakt zu dem Dealer aus Westafrika hergestellt. Beim dritten Drogengeschäft mit dem Jugendlichen flog der Täter schließlich auf. Denn das erneute Treffen am Kirchheimer Südbahnhof hatte der 16-Jährige in Absprache mit der Polizei vereinbart, nachdem die Ermittler im Rahmen einer Routinekontrolle bei ihm Marihuana gefunden hatten. Noch vor Ort klickten die Handschellen, vier Gramm der Droge hatte der 31-Jährige bei sich.

Das Geld aus den Drogengeschäften habe er zum einen benötigt, um seinen eigenen Konsum zu finanzieren, erklärt der Afrikaner. Zum anderen habe er damit seine drei bei seiner Stiefmutter lebenden Kinder in Gambia unterstützt. Geflüchtet sei er wegen „familiärer Probleme“. Seine Frau habe beschnitten werden sollen, weshalb er sich eigenem Bekunden nach von ihr scheiden ließ. Was der Familie seiner Ex-Frau offenbar missfallen hat.

Marihuana unter der Matratze

In Deutschland wolle er sich mit seinem in Gambia erlernten Beruf des Zimmermanns eine Existenz aufbauen. Daraus wird nun erst einmal nichts, denn seit Ende August sitzt er in Haft, wo er vorerst auch bleibt. Über seinen Asylantrag ist noch nicht entschieden worden, seine Duldung läuft im Januar aus. Ob er dann abgeschoben wird, ist allerdings fraglich, denn Gambia gilt nicht als sicheres Herkunftsland.

In der Verhandlung ist der 31-Jährige geständig und zeigt Reue. Vor allem aber ist er kooperativ. Das Marihuana habe ihm sein Zimmerkollege in der Kirchheimer Unterkunft – ebenfalls ein Gambier – beschafft. Der Landsmann, dessen Namen er vor Gericht preisgibt, horte das Gras unter der Matratze. Bei der Durchsuchung der Behausung im August hatten sich die Polizeibeamten auf den Schrank und das Bett des Angeklagten beschränkt. Bei ihm fanden sie etwas Stoff, eine Feinwaage, zwei Smartphones und 150 Euro in bar, vermutlich sogenanntes Dealergeld.

Gambier geraten verstärkt ins Visier der Polizei

„Wenn ich gewusst hätte, dass er noch minderjährig ist, hätte ich ihm nichts gegeben“, behauptet der Angeklagte. Doch das nimmt ihm im Gerichtssaal kaum einer ab, denn der als Zeuge geladene Jugendliche sieht eher aus, als sei er erst 14 Jahre alt. „Er erweckt nun wirklich nicht den Eindruck, ein Erwachsener zu sein“, findet auch die Vorsitzende Richterin Franziska Hermle-Buchele. Doch angesichts der kleineren Mengen erachten sie und die Schöffen den Fall der Rauschgiftabgabe an Minderjährige als „minderschwer“. Dennoch muss der 31-Jährige für die insgesamt 13 Taten des illegalen Betäubungsmittelhandels für zweieinhalb Jahre hinter Gitter. Die Frage der Bewährung stelle sich bei der Höhe der Strafe ohnehin nicht, so Hermle-Buchele.

Im Bereich der Rauschgiftkriminalität sind in jüngster Zeit immer wieder gambische Flüchtlinge verstärkt ins Visier der Polizei geraten. Im Mai wurden in einer Unterkunft in Backnang (Rems-Murr-Kreis) drei Verdächtige aus diesem Land festgenommen. Und in den vergangenen Tagen wurden in einem Asylbewerberheim in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) zwei 19 und 27 Jahre alte Gambier verhaftet, die im dringenden Tatverdacht stehen, mehrfach Marihuana verkauft zu haben – unter anderem auch an Minderjährige.