Die Stadtkirche von Schorndorf gehört zu den kirchlichen Großbaustellen im Rems-Murr-Kreis. Foto: Stoppel

Im Rems-Murr-Kreis werden sich in nächster Zukunft einige Kirchen in Großbaustellen verwandeln. Ob dies eine allgemeine Entwicklung widerspiegelt, darüber spricht Oberkirchenrat Hans-Peter Duncker.

Stuttgart - Im Rems-Murr-Kreis werden sich etliche Kirchen in Großbaustellen verwandeln. Ob das eine landesweite Entwicklung widerspiegelt und warum es sich lohnt, Kirchen zu erhalten, das berichtet der Oberkirchenrat Hans-Peter Duncker, der für die Bau- und Gemeindeaufsicht zuständig ist.

Herr Duncker, im Rems-Murr-Kreis stehen mehrere Kirchensanierungen an. Ist das Zufall oder gibt es eine allgemeine Entwicklung?
Ich würde nicht von einer Lawine sprechen. Aber ich kann bestätigen, dass es insgesamt relativ viele und teure Baumaßnahmen gibt. Das hängt auch damit zusammen, dass wir in den 1960er- und 1970er-Jahren viele Sanierungen hatten. Diese wurden damals, wie man dachte, mit modernen Mitteln gemacht. Aber es haben sich doch Folgen ergeben, an die man heute wieder ran muss. Das betrifft vor allem Dachkonstruktionen. Dann gibt es Betonkirchtürme jüngeren Datums, die saniert werden müssen. Zudem haben wir hierzulande viele Sandsteinkirchen, denen die aggressive Luft zu schaffen macht.
Vielleicht fallen einem die Kirchensanierungen auch deswegen auf, weil die Summen so enorm sind. Bei Dächern ist man schnell im Millionenbereich. Und Großbaustellen wie die Stadtkirche in Schorndorf oder die Stiftskirche in Backnang benötigen zwischen drei und vier Millionen. Für viele Gemeinden ist das schwierig.
Eigentlich können Kirchengemeinden solche Sanierungen nicht alleine schaffen, oder?
Das stimmt. Mir fällt eine winzige Gemeinde bei Schwäbisch Hall mit 380 Gemeindegliedern ein, die für 600 000 Euro Turm und Tragwerk ihrer Kirche sanieren muss. Wir versuchen zwar, den ländlichen Raum über einen Finanzausgleich zu unterstützen und nicht alleine zu lassen. Aber wir sind sehr dankbar, dass viele Kommunen, gerade auch im Remstal, sich mehr engagieren, als sie müssten und aktiv mitmachen. Und viele Bürger – nicht nur Gemeindeglieder – sind bereit, zu spenden. Zudem haben wir mit Helmut Liebs einen Pfarrer, der die Gemeinden beim Thema Fundraising berät. Da entstehen sehr fantasievolle Ideen, auch Fördervereine und Stiftungen
Warum lohnt es sich denn aus Ihrer Sicht, die Kirchen zu erhalten?
Wenn wir Häuser aufgeben müssen, ist das immer sehr schmerzhaft für die Menschen vor Ort. Der Glaube lebt zwar nicht vom Gebäude. Aber Kirchen erzählen Geschichten vom Glauben. Und für viele Menschen sind sie ein Stück der eigenen Geschichte und Heimat. Die Kirchen sind für sie unverzichtbar und deswegen arbeiten sie gerne für den Erhalt – auch wenn sie vielleicht sonst mit der Kirche nichts zu tun haben. Manchmal sind die Kirchen auch einfach die markanten Punkte eines Ortes. In vielen Fällen sind Kirchen historisch wichtig und wertvoll – so wie die Stiftskirche in Beutelsbach. Es gibt also viele verschiedene Gründe, die für einen Erhalt sprechen.