Dem Posaunenchor Vaihingen unter der Leitung von Rainer Bohm (rechts) mangelt es nicht an Nachwuchs. Foto: privat

Der Posaunenchor Vaihingen feiert sein 110-jähriges Bestehen am Sonntag mit einem besonderen Konzert.

Vaihingen - Angefangen hat alles mit dem Vaihinger Vikar Carl Seilacher. Dieser war 1903 an der Gründung eines evangelischen Jünglingsvereins beteiligt. Drei Jahre später begannen einige Mitglieder auf Seilachers Treiben hin mit dem Musizieren. In seinem Buch „Ein Pfarrersleben“ schreibt der damalige Vikar über die Gründung des Posaunenchors: „Der Widerstand wuchs, als ich daran ging, die musikalischen Jünglingsvereinsmitglieder zu sammeln. Wir haben uns nicht anfechten lassen. Ein Fabrikant am Ort zeigte Verständnis für meinen Plan, stiftete ohne weiteres acht Instrumente.“

Diese Informationen sind auf der Internetseite der evangelischen Kirchengemeinde Vaihingen zu finden. „Am Anfang war es eine Feuerwehrskapelle“, sagt Rainer Bohm. Der Vaihinger Organist leitet den Posaunenchor seit 2003. Es sei etwas Besonderes, dass dieser seit nunmehr 110 Jahren ohne Unterbrechung bestehe, ergänzt der Kirchenmusiker. Auch im Dritten Reich und während der beiden Weltkriege habe es trotz aller Widrigkeiten immer ein paar Männer gegeben, die in dem Vaihinger Posaunenchor musizierten.

Der Chor hat zehn Schüler

Heute sind es etwa 20 Bläser. Darunter ist auch Karl-Heinz Himstedt, der viele Jahre lang die Pauke an der Staatsoper Stuttgart spielte. Hinzu kommen zehn Schüler. Sie werden von dem Chormitglied Jörg Mayer unterrichtet. Fünf ehemalige Schüler spielen bereits im großen Chor mit. „Viele andere Gruppen beneiden uns um unsere Jugendarbeit“, sagt Bohm. Der Chor spielt vor allem in der Stadtkirche und der Dreieinigkeitskirche, aber immer häufiger auch für andere Gemeinden. In diesem Jahr sind die Musiker zweimal bei der Frühandacht auf dem Birkenkopf zu hören. Immer wieder machen sie bei den Konzerten unter der Überschrift „Starkes Blech“ im Hof des Alten Schlosses mit.

Einmal im Jahr geht der Chor auf Reisen. Zuletzt war er in einem Kloster in Norditalien. Dort probt er unter der Leitung des Musikprofessors Manfred Schreyer und gibt Konzerte. Bohm ist gern der Leiter des Posaunenchors. „Es sind motivierte Leute, die gern Musik machen wollen und sich bei den Proben und Auftritten einbringen. Das möchte ich fördern“, sagt er. Mit den Jahren seien viele freundschaftliche Verbindungen und musikalisch schöne Ergebnisse entstanden.

Der Chor macht das Programm

Der Posaunenchor spielt ein breites Repertoire, vom Barock über die Renaissance und Romantik bis hin zu modernen Pop-Arrangements wie zum Beispiel ein Medley aus dem Musical „Jesus Christ Superstar“. Dabei tritt Bohm auch immer wieder selbst als Komponist auf. Er bearbeitet Stücke speziell für Bläser. Für die Zukunft wünscht er sich „weiter viel Nachwuchs und viele motivierte Mitglieder sowie eine gute Resonanz in der Gemeinde“. Am Sonntag feiern die Musiker den runden Geburtstag des Posaunenchors. Die traditionelle Sommerserenade „Unter den Linden“ steht unter der Überschrift „110 Jahre Posaunenchor Vaihingen – Posaunenchor’s Best“. Das Besondere: diesmal hat nicht allein der Chorleiter das Programm festgelegt. Die Mitglieder durften ihre Wünsche äußern. Bohm hat daraus ein stimmiges Konzert zusammengestellt.

Das Konzert am Sonntag, 17. Juli, beginnt um 20 Uhr im Garten der Stadtkirche an der Pfarrhausstraße. Der Posaunenchor probt mittwochs von 19.45 bis 21.45 Uhr im Lutherhaus an der Kaltentaler Straße 1. Neue Musiker sind willkommen. Weitere Infos unter www.ev-kirche-stuttgart-vaihingen.de.