Sieben große Objekte, die von der Decke hängen, halten zurzeit den Innenraum der Schorndorfer Heilig-Geist-Kirche in Bewegung Foto: Gottfried Stoppel

Die Schorndorfer Heilig-Geist-Kirche ist bis Ostern der Schauplatz einer großformatigen Kunstinstallation. Erdacht hat sie der Vikar Jens Kimmerle.

Schorndorf - Die Besucher der katholischen Heilig-Geist-Kirche in Schorndorf haben sich am ersten Sonntag der Fastenzeit an einen ungewohnten Anblick gewöhnen müssen. Mit einem Mal hingen sieben große Würfel in dem sonst eher nüchternen Kirchenschiff.

Es habe anfangs durchaus Murren gegeben, räumt der Vikar Jens Kimmerle ein, der die Aktion erdacht hat. Manch einer sah seine Sicht verstellt, andere trauten sich nicht mehr auf ihre angestammten Plätze, über denen einer der großen Würfel mit gut 1,50 Meter Kantenlänge schwebte. Bei einem Chorkonzert habe es unlängst Beschwerden von Sängern gegeben, deren Blick nicht mehr ungestreift auf die Besucherreihen fallen konnte.

Steuerung über den Dachboden

Der Vikar jedoch ist zufrieden – und das nicht nur, weil die Frühlingssonne durch die Kirchenfenster bunte Farben auf die Würfelflächen scheinen lässt. Gemeinsam mit zwei jungen Gemeindemitgliedern, den Geschwistern Annemarie und Thomas Luu, hat er die Aktion erdacht, die auf den Namen „Kreuz-ver-dichtung“ getauft wurde. Die Würfel, so erklärt Kimmerle, seien nicht statisch, sondern in Bewegung. Sie nähern sich Woche um Woche näher den Altar und ändern dabei ihre Position. Der Vikar steigt für diesen Effekt wöchetlich einmal eigens auf den Dachboden der Kirche gestiegen und zieht die Fäden, an denen die Würfel hängen, durch neue Löcher, in welchen normalerweise die Beleuchtung Platz findet. Per Funkgerät geben ihm seine beiden Mitstreiter nun regelmäßig Anweisungen, an welchen Fäden er ziehen muss, um Dynamik ins Geschehen zu bringen.

Die ganze Sache hat laut Kimmerle indes einen symbolischen Sinn, denn der Zielpunkt der Würfel ist direkt vor dem Altar. Dort sollen sie in der Osternacht in Form eines griechischen Kreuzes direkt vor dem Altar aufgebaut werden – wobei die geschlossenen Würfel dann durch durchsichtige Exemplare ersetzt werden, welche den Blick auf das Altarbild freigeben, welches die Auferstehung zeigt. Das mache deutlich, dass das Kreuz-Werden ein Prozess kontinuierlicher Veränderung sei, sagt der Vikar. Und dass sich die Objekte über die Gemeindemitglieder hinweg durch das Kirchenschiff nach vorne bewegen, zeige, dass jeder von ihnen mit dem christlichen Symbol auf seine eigene Art verbunden sei.

Kommunikation wird angeregt

Auf die Idee gekommen sei er in seiner vorherigen Station in der Kirche zur heiligsten Dreieinigkeit in Ludwigsburg, sagt der Vikar. Umsetzen habe sie sich jedoch erst in Schorndorf lassen. Die Installation erzeuge Kommunikation, Fragen und Anregungen, die er in seine Gottesdienste einbinden könne. Die Kirchengemeinde bietet Gesprächsrunden an, bei denen die Besucher ihre Gedanken zu den Installationen einbringen können. Außerdem gibt es Lesungen moderner christlicher Lyrik, welche die Bedeutung des Symbols beleuchten soll. „Ich bin/sein Kreuz/ich.“ heißt es etwa in einem Gedicht der Autorin Silja Walters . Vergleichbare Aktionen kenne er nicht, sagt Jens Kimmerle. Aber er habe vor, Ähnliches zu wiederholen.