Das Projekt Stuttgart 21 polarisiert noch immer die Bevölkerung. Foto: dpa

Die evangelische Kirchengemeinde hat eine Diskussion über politische Beteiligung nach Stuttgart 21 veranstaltet.

Wangen - Liebe Mutbürger, liebe Wutbürger!“ Mit diesen Worten begrüßt der evangelische Kirchengemeinderat Hans-peter Blattner am Mittwochabend die knapp 40 Besucher in der Wangener Begegnungsstätte. Die Menschen waren gekommen, um einen Vortrag von Professor Ortwin Renn, dem Leiter und Moderator des Bürgerforums S 21, zu hören – und um darüber zu diskutieren. Das populäre Thema des Abends: „Stuttgart 21: Vom Wutbürger zum Mutbürger – Neue Wege zu politischen Entscheidungen“. Vor der Veranstaltung formuliert der Organisator Hanspeter Blattner seine Erwartungen an den Abend: „Es soll nicht um die Vor- und Nachteile des Projekts gehen, sondern um die Erkenntnisse, die man aus den Entwicklungen ziehen, und wie man jetzt wieder aufeinander zugehen kann.“

Doch die Gäste, in der Mehrzahl Gegner des Bahnprojekts, sind noch nicht bereit, mit dem Geschehenen abzuschließen und den Blick in die Zukunft zu richten. Der Vortrag von Professor Renn ist kaum zu Ende, da ist die Diskussion bereits im Gang. Mehrere der Besucher stoßen sich schon am Titel der Veranstaltung. So meldet sich ein Mann zu Wort: „Der Titel hat mich aufgeregt. Der Begriff Wutbürger ist diffamierend.“ Ein anderer Teilnehmer ergänzt: „Wut und Mut schließen sich nicht aus.“

Nachdem die ersten heißen Gefechte ausgetragen sind, kommt die Runde aber doch auch noch auf neue Formen der Bürgerbeteiligung zu sprechen, diskutiert konstruktiv über neue Möglichkeiten zur Findung politischer Entscheidungen. Nach einer halben Stunde Vortrag und zwei Stunden Diskussion ist der Organisator zufrieden. „Am Anfang ging es immer noch stark darum, wie man Stuttgart 21 vielleicht doch noch verhindern kann“, sagt Hanspeter Blattner. „Vor allem am Schluss war dann aber die Bereitschaft da, aufeinander zuzugehen.“