Da verschlägt es selbst dem stets spontanen Franziskus die Sprache, als ihm Boliviens Präsident Evo Morales dieses ungewöhnliche Kreuz überreicht. Foto:  

Erst ein Beutel mit Koka-Blättern, dann ein Holzkreuz in Form von Hammer und Sichel. Papst Franziskus wird seine Bolivien-Reise nicht so schnell vergessen.

Stuttgart - Papst müsste man sein. Da kann man sich vor lauter Präsenten nicht retten. Natürlich behält das katholische Kirchenoberhaupt nichts für sich. Jedes Geschenk wird akribisch notiert, archiviert und landet in den Asservatenkammern des Vatikans. Dass sich dort Bilder, Bücher, Porzellanfiguren, Kunstwerke und sonstige Dinge türmen, die man und ein Papst schon gar nicht braucht, davon darf man ausgehen.

Natürlich gibt es auch Geschenke, über die sich ein Heiliger Vater freut. Als etwa Kanzlerin Angela Merkel Franziskus im Mai 2013 einen Besuch abstattete, hatte sie 107 CDs des berühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler im Gepäck, den Franziskus für seine Beethoven- und Wagner-Einspielungen bewundert. Was wiederum für den exzellenten Musik-Geschmack des Papstes spricht.

Eine Harley für den Papst

Meistens sind die mitunter teuren Preziosen aber völlig ungeeignet, um sich von der Last des Pontifizierens zu erholen. Was soll Franziskus, der für seinen bescheidenen Lebensstil bekannt ist, mit einer Harley Davidson, gleich drei Fahrrädern, einem Tandem, einem iPhone, einer Espressomaschine (er trinkt Kaffee aus Billigautomaten und liebt als Südamerikaner Mate-Tee) oder einem Fiat Panda? Oder mit einem Gürtel? Seine weiße Soutane verfügt serienmäßig über etwas ähnliches – ein Zingulum.

Koka-Blätter gegen Übelkeit

Was Boliviens linker Staatspräsident dem 78-Jährigen bei dessen Besuch in dem bettelarmen Andenstaat jetzt geschenkt hat, ist so skurril, dass es schon wieder kultig ist. Als der argentinische Pontifex nämlich geschwächt vom Flug und der Höhenluft in der Hauptstadt La Paz ( 4000 Meter hoch) eintraf, hängte ihm Morales ein Säckchen mit Kokablättern um. Das soll, wie der Staatschef erklärte, gegen die Höhenkrankheit helfen. Der Papst verzichtete dankend.

Hammer und Sichel

Noch abstruser wurde es, als Marxist Morales ihm ein Kreuz in Form von Hammer und Sichel überreichte. Franziskus ist zwar als Fürsprecher der Armen bekannt, nicht aber als Freund der lateinamerikanischen Befreiungstheologe. Luis Espinal, ein jesuitischer Ordensbruder, war hingegen ein prominenter Verfechter dieser theologischen Strömung, welche die Kirche auf der Seite der Armen und ihres Kampfes für Freiheit und Gerechtigkeit sieht. 1980 wurde er in Bolivien brutal ermordet.

Espinal hatte sich ein solches Hammer-und -Sichel-Kruzifix (Morales’ Geschenk ist eine Replik) selbst zusammengebastelt. Um zu unterstreichen, dass der christliche Glaube und die marxistische Ideologie bestens zusammenpassen. Eine Ansicht, die Franziskus noch nie geteilt, geschweige den gutgeheißen hat. Dem Vernehmen soll Franziskus ziemlich konsterniert und sprachlos gewesen sein (was selten vorkommt). „Das ist nicht gut“, soll er gemurmelt haben.

„Oh mein Gott“

Was nun mit dem hölzernen Artefakt geschieht? Es wird wie alle pontifikalen Präsente in den vatikanischen Katakomben verschwinden. Vielleicht wird es in einigen Hundert Jahren ein ebenso konsternierter Archivar aus der staubigen Versenkung hervorholen und sich genau dasselbe denken, was sich Franziskus vermutlich auch gedacht hat: „Dios mio!“ – „Oh mein Gott!“