Die Michaelsgemeinde steht im Fokus. Foto: Archiv Steinert

Was früher eine Aufsichtsmaßnahme war, dient heute dazu, einer Kirchengemeinde eine Perspektive zu geben. Alle paar Jahre kommt deshalb ein Visitator vorbei. Bald ist die Michaelsgemeinde in Degerloch dran.

Degerloch - So ein Gemeindeforum ist für den Degerlocher Dekan Wolfgang Röhl eigentlich absolute Routine. „Ich habe meinen Kirchenbezirk in den vergangenen Jahren rauf- und runter visitiert“, sagt er. Die nächste Visitation, die ansteht, geht er nicht ganz so routiniert an. Diesmal wird nämlich seine eigene Gemeinde, die Michaelsgemeinde, auf den Prüfstand gestellt. Und da der Dekan das nicht selbst machen kann, schickt die Landeskirche mit Prälat Ulrich Mack die nächsthöhere Instanz.

Die Visitation diente gerade in den Anfängen der evangelischen Kirche dazu, sicherzustellen, dass die Ortspfarrer auch der neuen kirchlichen Lehre entsprechend handelten. Heute heißt es, es werde geprüft, „ob die Gemeindearbeit so geschieht, wie es in der Bibel und der Ordnung der Landeskirche gewollt ist“, sagt Albrecht Conrad, der neben Röhl den zweiten Pfarrbezirk der Michaelsgemeinde betreut. „Früher war das eine richtige Aufsichtsmaßnahme“, erzählt Dekan Wolfgang Röhl. Heute habe sich das total verändert. „Es geht darum, zu sehen, wo die Gemeinde steht, wo es in Zukunft hingehen soll und welche Perspektiven es gibt“, sagt Röhl.

15 Jahre Erfahrung als Visitator

Üblicherweise beginnt jede Visitation mit jenem sogenannten Gemeindeforum, zu dem alle Gläubigen aus der Gemeinde eingeladen sind. Am 25. März ist es in Degerloch so weit. Bei der Vorbereitung profitierte Wolfgang Röhl von seiner 15-jährigen Erfahrung als Visitator. „Wenn man damit vertraut ist, macht das natürlich alles einfacher“, sagt er. An jenem Abend im Gemeindehaus an der Erwin-Bälz-Straße wird sich die Gemeinde mit ihren Gremien und Kreisen zunächst selbst präsentieren. „Dabei geht es um die Frage, wie wir uns selbst wahrnehmen“, sagt Pfarrer Albrecht Conrad.

Im zweiten Schritt geht es um die Außenwahrnehmung. Dafür berichten fünf Personen des öffentlichen Lebens über ihre Wahrnehmung der Kirchengemeinde. Das sind die Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold, die Leiterin der Filderschule, Carola Frech, Eberhard Klink vom örtlichen Gewerbe- und Handelsverein, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Frank Althoff, und Michael Pope vom Kirchengemeinderat der katholischen Nachbargemeinde Mariä Himmelfahrt. Darauf sind Röhl und Conrad besonders gespannt. „Ich hoffe, sie nehmen ganz andere Dinge als wir wahr“, sagt Conrad.

Im dritten Schritt werden Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen gebildet, das geplante Haus der Kirche soll eines davon sein. Die Gemeindemitglieder können in dieser Phase ihre Ideen einbringen. Alle Anregungen der ersten drei Phasen werde schließlich in einem Bericht zusammengefasst, der skizziert, wie die Zukunft der Michaelsgemeinde aussehen kann.

Der ist dann die Grundlage für Prälat Ulrich Mack, der die Gemeinde mit etwa 2700 Gliedern im September persönlich besuchen und unter die Lupe nehmen wird, indem er Gottesdienste beziehungsweise Angebote wie beispielsweise den Männerkreis besucht. Das Datum trifft sich gut, denn dann feiert die Michaelsgemeinde auch ihren 125. Geburtstag. Der Prälat selbst wird den Jubiläumsgottesdienst gleich mitgestalten.

Termin für Interessierte

Am Mittwoch, 25. März, können alle Gemeindeglieder von 19 Uhr an im Gemeindehaus an der Erwin-Bälz-Straße 62 ihre Ideen einbringen.