Bis zum Sommer kommen samstags Gastredner in die Stadtkirche. Foto: Ulrike Koch

Der Büttel, der Oberkübler und der Wilhelmachef steigen auf die Kanzel: Bei den Marktandachten sprechen Cannstatter Persönlichkeiten über ihre Gedanken zur Religion.

Bad Cannstatt - Oberkübler Steffen Kauderer tut es, Bezirksvorsteher Thomas Jakob tut es, Wilhelma-Direktor Dieter Jauch tut es auch – insgesamt 24 Cannstatter Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Medien, Wirtschaft und gesellschaftlichem Leben stellen sich zwischen März und Juli in den Dienst der christlichen Botschaft und predigen bei der Marktandacht in der evangelischen Stadtkirche. Jeden Samstag um 10.30 Uhr steht ein anderer der mal bekannten, mal weniger bekannten Gastredner auf der Kanzel und spricht über seine Gedanken im Zusammenhang mit der Religion. 15 Minuten dauert die Andacht, der fünfminütige Vortrag wird von Orgelmusik eingerahmt. Den Anfang macht am 3. März die Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch (Die Grünen), zum Abschluss spricht am 28. Juli Rupert Kern, der Rektor des Johannes-Kepler-Gymnasiums.

Neuer Impuls für eine lange Tradition

„Die Marktandacht gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten“, erzählt Florian Link, der Pfarrer der Stadtkirche. „Dieses Jahr wollten wir aber etwas Besonderes ausprobieren.“ Hintergrund für die ökumenisch angelegte Aktion sei das Jahr des Gottesdienstes, das die evangelische Landeskirche Württemberg für das Kirchenjahr 2011/2012 ausgerufen hat. „Wir haben im Dezember damit angefangen, die Leute anzusprechen“, sagt Link. „Die meisten der eingeladenen Persönlichkeiten sind es gewöhnt, in der Öffentlichkeit zu sprechen, aber es ist etwas ganz anderes, in der Kirche über seine Überzeugungen zu reden. Man macht sich verletzlich.“ Deshalb sei er überrascht gewesen, dass bis auf zwei alle der Angefragten sofort zugesagt hätten.

Einer, der ebenfalls nicht gezögert hat, ist Wolfgang Pfeffer, besser bekannt als Cannstatter Büttel. „Ich bin christlich erzogen worden und wollte unsere Kirche bei dem Projekt unterstützen“, sagt Pfeffer. Er werde als Privatperson kommen und nicht in seiner Büttel-Uniform. „Ich werde über mein Leben und meine Kindheit in der Nachkriegszeit erzählen“, verrät er. „Es wird kurz und zackig und auch ein paar Späßchen werden dabei sein.“

Einblicke in die Gedankenwelt

Für die Initiatoren geht es bei der Aktion nicht in erster Linie darum, mehr Menschen in die Kirche zu locken. „Wir wollen uns inhaltlich öffnen“, sagt Eckart Schultz-Berg, der Dekan von Bad Cannstatt. „Ich denke, für die Besucher wird es interessant sein, mal nicht den Pfarrer, sondern ganz andere Leute zu hören und zu erfahren, was diese Menschen denken.“ Bei vielen der eingeladenen Persönlichkeiten wisse man zwar, wie sie zum Beispiel zur Bebauung des Neckarparks stehen, nicht aber, wie es bei ihnen innen drin aussieht.

// Alle Termine und Gastprediger unter:www.stadtkirche-bad-cannstatt.de