Paddington bei der Körperpflege Foto: Verleih

Das neue Abenteuer des nach London eingewanderten Bären ist ein Kinovergnügen für Klein und Groß. Auch diesmal fliegen Paddington die Herzen zu – selbst im Knast.

Stuttgart - Fortsetzungen erfolgreicher Kinofilme käuen oft wieder, was im ersten Teil gut ankam – nur in gröberen Handlungsbrocken und schrilleren Tönen. In diese Falle, gestellt durch kommerziellen Druck, sind die Macher von „Paddington 2“ zum Glück nicht getappt. Der Regisseur Paul King und sein Co-Drehbuchautor Simon Farnaby haben ein bezauberndes, absolut sehenswertes neues Abenteuer um den knuddeligen Bären entwickelt, das sich zwar auf die Produktion von 2014 bezieht, aber eigene Akzente setzt und den Vorgängerfilm sogar toppt.

Der kleine Immigrant aus Peru, mit rotem Schlapphut, blauem Dufflecoat und dem Faible für Orangenmarmelade-Sandwiches, hat sich mittlerweile prächtig bei Familie Brown in London eingelebt und wird von fast allen Nachbarn geschätzt. Er will seiner Tante Lucy daheim etwas Besonderes zum hundertsten Geburtstag schicken. In einem Antiquitätengeschäft stöbert er ein altes Pop-up-Buch mit Stadtansichten der englischen Hauptstadt auf und weiß sofort, dass das perfekt ist, allerdings auch teuer. In urkomischen Szenen sieht man den Gesellen dann beim Geldverdienen: Er stürzt einen Friseursalon ins Chaos und reüssiert als Fensterputzer.

Paddington verwandelt die Knast-Kantine in eine Bistro

Doch bevor er das Buch kaufen kann, stiehlt es der eitle Schauspieler Phoenix Buchanan, weil es ein Geheimnis birgt, das ihm helfen soll, an frühere Erfolge anzuknüpfen. Hugh Grant spielt brillant und selbstironisch den schurkigen Verwandlungskünstler. Er lenkt den Verdacht auf den armen Paddington, der im Gefängnis landet. Dort bringt der kleine Bär gleich sämtliche Insassen gegen sich auf, als er es wagt, den finsteren Sträflingskoch Knuckles (Brendan Gleeson) auf wohlschmeckendere Gerichte anzusprechen, zum Beispiel auf welche mit Orangenmarmelade. Und natürlich erweicht er nicht nur dessen Herz, sondern schafft es auch, die Knastkantine in ein bonbonfarbiges Wohlfühl-Bistro voller Leckereien zu verwandeln.

Hier gilt wie für manch andere Episode im schnuckeligen Ambiente: Nie wird es kitschig, immer wahrt der Film eine sympathische, gelegentlich nostalgisch anmutende Heimeligkeit. Und der computeranimierte Paddington wirkt mit seinem ausgefeilten Minenspiel so echt wie die realen Schauspieler. Überhaupt begeistert das Visuelle. Etwa in einer tricktechnisch fein gestalteten Szene, in der Paddington sich träumend auf den Plätzen der aufgeklappten Seiten des Pop-Up-Buches bewegt. Dass der Gegenspieler Phoenix , anders als die Tierpräperatorin aus dem ersten Teil, nicht so existenziell bedrohlich wirkt, tut der Story mit Blick auf das kindliche Zielpublikum gut und gibt Raum für liebevoll und witzig erzählte Nebenstränge.

Während die Botschaft des ersten Films auf Toleranz und Akzeptanz des Einwanderers in der Fremde zielt, geht es im Sequel stärker um Güte und Mitgefühl. Oder um es in Mr. Browns Worten über Paddington zu sagen: „Er sucht stets das Gute in allen, und irgendwie findet er es auch.“