Im Café Alberta wird oft gekocht. Hier versucht sich Jens Kraske als Cr Foto: Archiv Sägesser

Es ist immer wieder dasselbe: Die Schülercafés Alberta und Wilde 13 müssen um ihre Zukunft bibbern. Der Grund dafür ist das Geld. Von nächstem Jahr an fehlen 25 000 Euro. Die Träger der Kindertreffs bauen nun auf die Stadt Stuttgart.

Riedenberg/Heumaden - Weltuntergang. Das ist das einzige Wort, das Jasmin einfällt. Die Zehnjährige aus Riedenberg ist eben gefragt worden, wie es für sie wäre, wenn das Schülercafé Alberta für immer schließen würde. Weltuntergang eben. Dabei ist Jasmin noch gar nicht lang dabei, sie ist erst nach Riedenberg gezogen. Vom Alberta hat sie schon bald Wind bekommen. Und jetzt will sie es nicht mehr missen. „Weil ich es so liebe, das Café Alberta“, sagt Jasmin und schleckt an ihrem Dauerlutscher, der so groß ist wie ein Golfball.

Für Angela Warmbrunn ist die Zukunft des Schülercafés kein Zuckerschlecken. Sie ist Mitglied im Kirchengemeinderat Sankt Michael, dem Träger des Schülercafés Alberta in Riedenberg. Seit zwei Jahrzehnten gedeiht der Kindertreff, ist fest verwurzelt im Bezirk. Hat er offen, wuselt es in dem Pavillon an der Schemppstraße wie in einem Ameisenhaufen.

90 Prozent sind Personalkosten

Jetzt kommt das Aber. In unschöner Regelmäßigkeit zittert das Alberta um seine Zukunft. Genauso wie sein kleineres Geschwister, die Wilde 13 in Heumaden. Jenen Kindertreff an der Bildäckerstraße gibt es seit fast zehn Jahren. Das Geld ist das Problem. Es muss immer wieder aufs Neue aufgetrieben werden. „Das ist anstrengend“, sagt Angela Warmbrunn. Jens Kraske, der neben ihr sitzt, nickt. Er leitet die beiden Kindertreffs fast von Anfang an.

Die Ausgaben fürs Alberta liegen bei rund 123 000 Euro im Jahr, die für die Wilde 13 bei gut 42 000 Euro. 90 Prozent davon sind Personalkosten – für insgesamt zweieinhalb Stellen. „Das ist absolutes Minimum“, sagt Jens Kraske. Mit weniger Leuten könnten sie nicht mehr vernünftig arbeiten. Zumal die Schülercafés immer neue Aufgaben dazu bekommen – vor allem als Kooperationspartner für Projekte mit den Grundschulen im Stadtbezirk.

Den Bärenanteil der Kosten trägt die Stadt, hinzu kommt Geld vom Katholischen Stadtdekanat, von örtlichen Fördervereinen und der Udo-Grüninger-Stiftung. Letztere „klinkt sich nun aus der Finanzierung aus“, sagt Angela Warmbrunn. Das komme nicht überraschend, widerspreche es doch dem Stiftungszweck, hauptsächlich Personal zu bezahlen. Für die katholischen Gemeinden, die die Schülercafés tragen, bedeutet dies unter dem Strich ein Minus von 25 000 Euro. Mal wieder. Bereits vor fünf Jahren standen die Dinge Spitz auf Knopf. Damals war die Adele-Winter-Stiftung nach elf Jahren als Geldgeber ausgestiegen. Fiederhaft wurde Ersatz gesucht – zunächst erfolglos. Bis sich die Udo-Grüninger-Stiftung fand, sicherten Spenden den Fortbestand der beiden Schülercafés.

Zuversicht nach Gesprächen mit Stadträten

Angela Warmbrunn und ihre Mitstreiter haben während der vergangenen Monate recherchiert, Briefe geschrieben und Gespräche geführt, um das fehlende Geld aufzutreiben. Sie bauen nun auf die Haushaltsberatungen der Stadt. „Ich denke, so günstig bekommen die nie wieder eine Einrichtung wie unsere“, sagt Angela Warmbrunn und spielt auf den Stellenwert an, den die Kindertreffs für den Stadtbezirk haben. Die katholische Kirche sei zwar der Träger, doch die Cafés sind offen für alle Kinder aus Sillenbuch, Riedenberg und Heumaden.

Die bisherigen Gespräche mit den Fraktionen stimmen Angela Warmbrunn hoffnungsfroh. „Ich bin sehr zuversichtlich“, sagt sie. Gesichert ist die Zukunft allerdings erst nach dem 18. Dezember; das ist das Datum, an dem die Stadträte den Haushalt für die nächsten beiden Jahre beschließen. Klappt es nicht, „wäre dies ein Weltuntergang“, sagt Angela Warmbrunn. Das würde die zehnjährige Jasmin mit ihrem Dauerlutscher sofort unterschreiben.