„Das Dschungelbuch“ mit Jens Woggon, Korbinian Josef Müller, Christian Sunkel-Zellmer (v. li.) Foto: Jürgen Frahm

Im „Dschungelbuch“ in der Komödie im Marquardt geht es bunt, aber auch laut zu. Kim Langners und Axel Weidemanns Inszenierung des Kinderstücks fehlen die nachdenklichen Momente.

Stuttgart – Lianen baumeln, die Bühnenwand zeigt Büsche und Bäume. Neugierig starren alle auf das Körbchen. Der bebrillte Panter Baghira (Jens Woggon) vernimmt Babygeschrei und bilanziert: „Eindeutig ein Jungtier aus der Gattung Homo sapiens.“ Die Mutter (Corinne Steudler) des ebenfalls gaffenden Wolfsrudels nähert sich dem Menschen emotionaler. Der Menschenjunge, Mowgli (Korbinian Josef Müller), darf bleiben.

Groß und Klein weiß beim Erklingen des Namens Mowgli Bescheid: In der Komödie im Marquardt gibt’s „Das Dschungelbuch“ zu sehen. Kim Langner und Axel Weidemann inszenieren die Erzählungs- und Gedichtsammlung des britischen Autors Rudyard Kipling. Gewaltigen Ruhm erlangte das Werk durch die Disney-Zeichentrickverfilmung von 1967. Wissenswert: Dieser Streifen erzählte nicht die Originalgeschichten, sondern verband lediglich deren Motive zu einer neuen Story.

Es fehlen die leisen, nachdenklichen Momente

Auch die liebevollen, gelungenen Kostüme von Monika Seidl wirken comicartig. Besonders cool kommt Marius Hubel als Dschungelterrorist Shir Khan mit Hut, Tigerstreifenanzug und Krallenhandschuhen daher. Der anarchistische Affenkönig (ebenfalls Hubel) trägt nietenbesetztes Schwarzleder überm rotbraunen Fell.

Leider lässt die anfangs geistreich anmutende Inszenierung bald extrem nach: Bär Balu (Christian Sunkel-Zellmer) und Konsorten blödeln gedankenlos und provozieren stetes Publikumsgeschrei – mancher ist danach sicher heiser. Nachdenkliche oder intelligente Momente kennt die Aufführung nicht. Freundlich ausgedrückt könnte man von Popcorn-Theater sprechen. Warum aber musste das legendäre Lied der marschierenden Elefantenherde durch eine Helene-Fischer-Adaption ersetzt werden: „Pausenlos durch den Tag“? Der Song ist symptomatisch für eine Inszenierung, die lediglich auf auspowernde Unterhaltung abzielt.

Weitere Aufführungen für Kinder ab fünf Jahren bis 7. Januar. Karten: 07 11 / 2 27 70 22. www.schauspielbuehnen.de