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Bevor Eltern einen Kindersitz auf ihr Rad montieren, sollten sie prüfen, ob ihr Rad dafür überhaupt geeignet ist. Denn nicht jeder Sitz passt auch auf jedes Fahrrad. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, wie man mit Kindern auf dem Rad unterwegs sein kann.

Gepäckträgersitze

Wer Kinder auf dem Rad mitnimmt, setzt sie am besten in einen Gepäckträgersitz. „Die meisten Sitze sind zugelassen bis zu einem Gewicht von 22 Kilogramm“, heißt es beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Das entspricht einem Alter von fünf Jahren. Doch auch schon Kleinkinder sind hinten auf dem Rad besser aufgehoben als vorne, da die Sitze von dem Platz und der Stellung der Rückenlehne her eher für kleine Kinder ausgelegt sind. Gut sind Sitze mit einem sogenannten Drei-Punkt-Gurt, der das Kind an Schultern, Brust und Beinen befestigt. „Wichtig ist hierbei, dass da Anschallen leicht und schnell von der Hand geht“, sagt Herbert Noll von der Stiftung Warentest. Nur dann wird es auch von den Eltern gemacht. „Allerdings sollte der Verschluss nicht zu leicht aufgehen, so dass die Kinder ihn selbst lösen können.“

Doch auch Gepäckträgersitze haben ihre Nachteile: Da die Sitze nicht direkt auf dem Gepäckträger befestigt sind, sondern meist an den langen Befestigungsbügeln frei schwebend über dem Gepäckträger federn, können sie sich kräftig aufschaukeln. Die Stiftung Warentest hat bei ihren Produkttests diesen Effekt besonders bei Damenrädern mit tiefem Durchstieg festgestellt. „Allerdings ist es für Verbraucher unheimlich schwer herauszufinden, wie gut die Qualität der Federung ist“, sagt der Warentester Noll. Er empfiehlt daher, den Sitz schon im Laden mit Rad und Kind auszuprobieren.

Anhänger

Sicherer als die Sitze direkt auf dem Fahrrad sind Fahrradanhänger – das haben Crashtests des Allianz-Zentrums für Technik herausgefunden. Ihr Fazit: Anhänger kippen bei einer Kollision nicht um, ein Auto schiebt sie weg – sofern der Anhänger ein stabiles Gestänge und einen Überrollschutz besitzt. „Deshalb darf auf den Helm beim Kind dennoch nicht verzichtet werden“, sagt Herbert Noll von der Stiftung Warentest. Ebenfalls herrscht im Anhänger die Anschnallpflicht.

Meist verbindet eine Tiefdeichsel auf Höhe der Hinterradnabe den Anhänger mit dem Elternrad. Die Anhänger lassen sich übrigens nach Angaben der Stiftung Warentest an fast allen Radmodellen befestigen – sei es ein klassisches Holland-, Touren- oder Sportrad. Nicht geeignet sind allerdings Fahrräder mit speziellen Rahmengeometrien oder Mountainbikes mit gefedertem Hinterrad. Auch bei Alurahmen mit dicken, großen Rohren gibt es Probleme bei der Montage. Wichtig ist: Das Fahren mit einem Anhänger will gelernt sein. Daher empfiehlt der ADFC, erst ohne Kind auf Parkplätzen zu üben, um Länge, Breite, Bremsweg und den größeren Wendekreis einzuschätzen.

Transporträder

Die Lastenräder werden gerne auch als Familienkutschen bezeichnet – schließlich finden hier mehrere Kinder auf einmal Platz. Einspurige Modelle, so heißt es beim ADFC, fahren sich fast wie ein normales Rad, allerdings sollte man den großen Wendekreis beachten und das Lenken sowie das Kurvenfahren vor einer großen Tour üben.

Trailerbikes

Mit einem Trailerbike wird das Elternfahrrad zum Familien-Tandem. „Sie eignen sich besonders für Kinder, die schon Rad fahren können, im Straßenverkehr aber noch nicht geübt sind oder noch keine langen Strecken fahren können“, sagt Herbert Noll von der Stiftung Warentest. Dabei gibt es zwei Varianten: ein Nachziehrad ohne Vorderrad, das über eine Verbindungsstange am Elternrad hängt, oder aber ein Kupplungssystem, das ein vorhandenes Kinderrad aufnimmt, was vom ADFC besonders empfohlen wird, „da Kinder auch mal allein fahren möchten“. Wichtig ist in jedem Fall, darauf zu achten, dass sich das Trailerbike fest am Zugfahrrad montieren lässt. „Je weniger Seitenneigung das Nachziehrad hat, desto stabiler ist die Fahrweise“, heißt es beim ADFC. Und: Das Trailerbike braucht ein Rücklicht und einen roten Rückstrahler – da diese beim Zugfahrrad vom Kind überdeckt werden.

Kinderfahrräder

Spätestens mit fünf oder sechs Jahren wollen Kinder dann aber selbst fahren – und brauchen dann auch ein entsprechendes Fahrrad. Herbert Noll von der Stiftung Warentest empfiehlt, beim Kauf die Kinder immer gleich mitzunehmen. „Ein Rad sollte nie auf Zuwachs gekauft werden, sondern von vorneherein die richtige Größe für das Kind haben.“ Und: Die Räder sollten keine Erwachsenenräder in Miniatur sein. „Ein Kinderfahrrad braucht keinen technischen Schnickschnack“, sagt Noll. Seiner Meinung nach reicht es aus, wenn der Lenker über Sicherheitsgriffe mit Prallschutz an den Enden verfügt. Denn das beugt Verletzungen bei Stürzen vor. Um das dosierte Bremsen zu üben, sollten Kinderräder neben den Felgenbremsen auch eine Rücktrittbremse haben. „Oft reicht die Kraft in den Händen noch nicht gut genug aus, um sich nur auf die Felgenbremsen verlassen zu können“, sagt Noll. Eine Beleuchtung wird zwar nicht vom Gesetzgeber vorgeschrieben, wird von Experten aber dennoch empfohlen. Dagegen sind sich Stiftung Warentest und der ADFC bei der Frage, ob Kinderräder eine Gangschaltung brauchen, uneins. Während der Fahrradclub eine empfiehlt, wird sie von Noll als überflüssig bezeichnet: „Mir ist noch kein Kinderfahrrad untergekommen, bei dem die Gangschaltung auf Dauer einwandfrei und kindgerecht funktioniert.“

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