Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Qualität der Bildung in Baden-Württemberg wieder zu erhöhen. Foto: dpa

Ob Kinder mit sprachlichen Defiziten im Kindergarten gefördert werden oder nicht, entscheiden in Baden-Württemberg allein die Eltern. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) erwägt, das zu ändern.

Stuttgart - Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) denkt über eine Förderpflicht für Kindergartenkinder mit sprachlichen Defiziten nach. In der Debatte über mehr Qualität in der Bildung müsse man auch das frühe Kindesalter in den Blick nehmen, sagte Eisenmann unserer Zeitung: „Der Start in die Grundschule muss für alle Kinder möglichst optimal sein. Ist er das nicht, holt das betroffene Kind den Rückstand nicht mehr so leicht auf. Ob eine Sprachförderung in Anspruch genommen wird oder nicht, sollten wir deshalb nicht dem Zufall überlassen.“

In Hamburg zum Beispiel gibt es bereits verpflichtende Sprachförderprogramme für Problemkinder – mit positiven Erfahrungen, wie es heißt. In Baden-Württemberg ist es bisher so geregelt: Alle Kindergartenkinder müssen bei der Einschulungsuntersuchung im Alter von etwa vier Jahren Sätze nachsprechen und Zahlenfolgen wiedergeben, bei Auffälligkeiten folgt ein erweiterter Sprachentwicklungstest. Doch auch wenn das Gesundheitsamt dabei einen intensiven Förderbedarf feststellt, entscheiden letztlich die Eltern, ob sie das Ergebnis der Leitung der Kindertagesstätte melden und ihr Kind gefördert werden soll oder nicht.

Ein Drittel aller Kinder hat einen intensiven Förderbedarf

Wie aus Zahlen des Sozialministeriums hervorgeht, wurde zuletzt konstant bei fast einem Drittel aller Kinder ein intensiver Sprachförderbedarf festgestellt. Zahlen, wie viele Eltern ihrem Kind eine Sprachförderung verwehren, obwohl es eine solche nötig hätte, erhebt das Land nicht. Aktuelle Vergleichsstudien in den Grundschulen legen jedoch nahe, dass viele Kinder – unabhängig von Nationalität und Herkunft – mit der Sprachentwicklung hinterherhinken.

Um dem bereits im frühen Kindesalter entgegenzuwirken, erarbeitet das Kultusministerium derzeit ein Konzept.