Bezirkschefin Andrea Lindel moderierte die Veranstaltung im Bezirksrathaus, bei dem Vertreter der Stadt auf Plieninger Eltern trafen. Foto: Cedric Rehman

In einem sind sich Eltern und Stadt einig: Es mangelt in Stuttgart-Plieningen an Betreuungsplätzen für Kinder. Bei einem Runden Tisch haben sich Vertreter der Verwaltung mit Eltern ausgetauscht. Eine Mutter erzählte von ihrer Zwangslage.

Plieningen - Eine Frau meldet sich zu Wort. Sie wisse nicht, was sie tun soll, sagt sie beim Runden Tisch zu fehlenden Kitaplätzen im Bezirksrathaus zu den Vertretern der Stadt. „Ich lebe sechs Jahre in Deutschland und habe lange verzweifelt nach Arbeit gesucht. Und jetzt habe ich endlich einen Ausbildungsplatz, aber eben keinen Kitaplatz“, sagt die Frau mit Migrationshintergrund. Sie schildert ihr Dilemma. Im Moment sei sie nicht beschäftigt und habe dies gegenüber dem Jugendamt angegeben. „So bin ich auf der Warteliste nach hinten gerutscht“, sagt sie. Eine Möglichkeit, anzugeben, dass sie künftig eine Arbeit aufnehmen werden, hätten Mütter in Stuttgart nicht, erzählt die Plieningerin.

Die Schilderung ihrer Lage macht die versammelten Mütter und Väter im Publikum betroffen. Eine Frau meint, so würden Frauen von der Stadt letztlich in die wirtschaftliche Abhängigkeit von ihren Männern getrieben. Heidi Menge, Leiterin der Abteilung Kindertagesbetreuung, gibt zu, dass ihr in diesem Fall keine Lösung einfalle. Bezirkschefin Andrea Lindel interveniert schließlich und bittet die betroffene Mutter, ihre Kontaktdaten zu hinterlassen. „Da machen wir was, aber das besprechen wir unter uns“, erklärt sie der Frau.

Eltern äußern Kritik an der Stadt

Die Vertreter der Stadt scheinen bereits vor der Wortmeldung der Frau mit ausländischen Wurzeln einen schweren Stand bei den Plieninger Müttern und Vätern zu haben. Sie schildern die Zahlen, die ein Defizit bei der Versorgung mit Kitaplätzen in Plieningen belegen und geben Erklärungen, wie es aus ihrer Sicht dazu gekommen ist. Immer wieder werden sie dabei von Eltern unterbrochen, die ihre Fragen nicht bis zum dafür vorgesehenen Teil der Veranstaltung zurückhalten. Ein Mann geht besonders hart mit der Stuttgarter Verwaltung ins Gericht. Vor einem Jahrzehnt seien schlichtweg zu wenig neue Erzieher eingestellt worden, sagt er. Die Stadt sei unfähig oder nicht willens, den Bedarf an Kitaplätzen im Voraus zu ermitteln, meint er. „Die Stadt hat zu wenig Stellen ausgeschrieben und die Planung verschlafen. Ich frage mich, was plant ihr eigentlich überhaupt?“, sagt der Mann. Andere monieren, dass auch die Zahlen, die von der Verwaltung präsentiert worden sind, einige Monate alt sind. „Warum schaffen Sie es nicht, aktuelle Zahlen zu liefern? Das geht bei Unternehmen doch auch“, kritisiert eine Mutter. Die Vertreter der Stadt verteidigen ihre Zahlen als so aktuell wie möglich. Sie erklären dem Publikum, was die Verwaltung alles unternehme, um neue Erzieherstellen und Kitas zu schaffen. Letzteres sei in Stuttgart aufgrund des Immobilienbooms nicht leicht und werde erschwert durch die zahlreichen rechtlichen Anforderungen an Kitas in bereits bestehenden Gebäuden.

Auch daran, dass die Ausbildung zum Erzieher wie bei anderen schulischen Ausbildungen nicht vergütet wird, könne das Jugendamt nichts ändern, meinte Heidi Menge. Immerhin gäbe es nun die praxisintegrierte Ausbildung (Pia), die sich besonders für Menschen mit Berufserfahrung gedacht ist und auch entlohnt wird. Heidi Menge gibt den Plieninger Müttern und Vätern den Ratschlag, auf den Gemeinderat einzuwirken. „Über die Rahmenbedingungen entscheidet nun mal die Politik“, sagt sie.