Ludwigsburg hat viel Geld in Kinderbetreuung investiert, ist aber nicht am Ziel. Foto: dpa

Beim Ausbau der Kinderbetreuung hat die Stadt Ludwigsburg ihre selbst gesteckten Ziele verfehlt, mehrere Stadtteile sind massiv unterversorgt. Der Grund: es gibt immer mehr Kinder.

Ludwigsburg - Vor einigen Jahren hat sich Ludwigsburg ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Im Jahr 2013 sollten für mindestens 34 Prozent aller Kleinkinder Kitaplätze bereit stehen, und jährlich sollte dieser Wert um ein Prozent angehoben werden. Nach Adam Riese müsste die Stadt inzwischen bei einer Versorgungsquote von 36 Prozent angekommen sein, aber nach der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses in dieser Woche steht fest: das Ziel wurde deutlich verfehlt, und gleich mehrere Stadtteile sind massiv unterversorgt.

Im Dezember 2015, neuere Zahlen gibt es nicht, standen in Ludwigsburg 897 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren bereit. Obwohl die Stadt viel Geld in den Ausbau investiert hat, ist die Quote damit sogar leicht gesunken, auf 31 Prozent. Was daran liegt, dass es immer mehr Kinder gibt. Ludwigsburg sei eine ungewöhnlich „dynamische Stadt“, sagte der Sozialbürgermeister Konrad Seigfried im Ausschuss. Seit 2006 sei die Einwohnerzahl um 5000 angewachsen. Umso größer sei die Herausforderung, angemessen auf die Entwicklung zu reagieren.

Die Stadt wächst, aber wie lange noch?

Die Stadt steckt in einem Dilemma. Experten gehen davon aus, dass die Kinderzahlen von 2020 an wieder zurückgehen werden, weshalb es wenig Sinn macht, unbegrenzt Kitas aus dem Boden zu stampfen. Aber der akute Handlungsbedarf ist nicht von der Hand zu weisen. Vor wenigen Monaten führte die Verwaltung eine Art Ampelsystem ein, um transparent zu machen, in welchen Stadtteilen der Betreuungsbedarf gedeckt werden kann (grün), wo es Lücken gibt (gelb) und wo es große Lücken gibt (rot). Inzwischen steht die Ampel im U3-Bereich mehrfach auf Rot: in der Oststadt, in Oßweil und in Neckarweihingen. Bei Kindergartenkindern (ab drei Jahren) ist die Versorgungsquote weitaus höher, und trotzdem haben sich in der Weststadt, in Hoheneck, Neckarweihingen und vor allem Grünbühl-Sonnenberg erhebliche Lücken aufgetan.

Vor diesem Hintergrund wird es sowohl im U3- als auch im Ü3-Bereich immer komplizierter, alle mit Plätzen zu versorgen. Schon heute müssen Kinder teils weitere Wege absolvieren, weil in ihrem Stadtteil alle Kitas oder Kindergärten ausgelastet sind. Der Ausschuss hat jetzt das Bonner Beratungsbüro Biregio beauftragt, eine genauere Prognose zu erarbeiten, auch unter Berücksichtigung der Flüchtlingszahlen. Das Gutachten soll möglichst bald eine Antwort darauf liefern, was mittel- und langfristig getan werden muss.

Wie viele zusätzliche Plätze nötig sind, ist derzeit unklar

Mehrere Einrichtungen sind bereits im Bau oder geplant, aber ob das ausreicht, ist unklar. Denn neue Wohngebiete sind ebenfalls in Planung, womit die Bevölkerung erst einmal weiter wachsen wird und damit auch der Druck auf Kitas und Kindergärten. Kurzfristig sollen zunächst zwei zusätzliche Naturgruppen eingerichtet werden, in denen Kinder weitgehend im Freien betreut werden. Der Ausbau von Kapazitäten in der Kindertagespflege wird geprüft. Denkbar wäre es auch, so Seigfried, einzelne Gruppen in Wohnhäusern zu betreuen.