In den Kindertageseinrichtungen sollen die besten Kräfte arbeiten- doch dafür sind mehr Investitionen nötig. Foto: Patricia Sigerist

Pädagogisches Personal wird in den Kindertageseinrichtungen dringend benötigt. Mit einer übertariflichen Bezahlung wollen Stadtverwaltung und Gemeinderat Führungskräfte stärker an Fellbach binden.

Fellbach - Zwei Schwerpunkte will die neue Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in besonderem Maße anpacken, wie sie auch in ihrer Neujahrsansprache erneut betont hat: die Kinderbetreuung und die Bildung. „Der Christof-Kindergarten bekommt einen Neubau, das Kinderhaus Pfiffikus wird in naher Zukunft generalsaniert und das Familienzentrum an der Pauluskirche umgesetzt“, kündigte die Rathauschefin an – „und das sind nur einige Beispiele.“

Kitas benötigen dringend pädagogische Kräfte

Ebenfalls in diesen Zusammenhang gehört jene Initiative, durch die das pädagogische Personal an den städtischen Betreuungseinrichtungen noch stärker an die Stadt und die Einrichtungen gebunden beziehungsweise überhaupt erst einmal gewonnen werden soll. Denn auch Fellbach steht im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte im Bereich der Kinder- und Schülerbetreuung: Weil allerorten die Angebote ausgebaut werden, benötigen nahezu alle Kommunen dringend pädagogische Kräfte für die Kitas. Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, suchen die Städte nach Lösungen.

Konkret geht es in Fellbach um die Eingruppierung der Leiterinnen und Stellvertreterinnen in den Kindertagesstätten. Die entsprechende Bezahlung richtet sich nach bestimmten Kriterien, etwa nach der Zahl der Kinder über und unter drei Jahren oder jener mit erhöhtem Förderbedarf. Dies führt unter Umständen in Einrichtungen mit einer geringeren Kinderzahl zu einer Schlechterstellung bei der Eingruppierung in den Leitungsstellen.

Tarifrecht stimmt nicht mit Praxis überein

In Fellbach soll es nun stattdessen eine finanzielle Aufstockung geben – in Form einer übertariflichen Bezahlung für diese Leitungsfunktionen in den Kinderbetreuungen, Schülerhorten und Ganztagesgrundschulen. Für die Stadtkasse bedeutet dies, dass rückwirkend fürs Jahr 2016 Mehrausgaben von 49 300 Euro nötig sind. Von 2017 an liegen die laufenden jährlichen Mehrausgaben bei 150 200 Euro, referierte der Erste Bürgermeister Günter Geyer im Gemeinderat: „Das bisherige starre Tarifrecht stimmt nicht mit der Praxis überein.“

Mehr Geld für mehr Verantwortung

Für Ulrich Lenk, Fraktionschef der Freien Wähler/Freien Demokraten, „sind die 150 000 Euro schon eine Menge Geld – aber es ist mit der Betreuung der Kleinkinder gut angelegt“. Gute Qualität gebe es nur durch gutes Personal, „die Höhergruppierung ist sinnvoll.“ Auch Simone Lebherz (CDU) begrüßte es, dass „dieser Systemfehler in der Tarifbindung“ nun in Fellbach aufgehoben werde, um „die besten Leute für die Leitungen“ zu gewinnen“. Denn: „Wer mehr Verantwortung übernimmt , sollte dies auch im Geldbeutel spüren.“ Um eine hochwertige Betreuung anzubieten, müsse man „drauflegen und nachbessern“,. sagte Karl Würz (Grüne). Dies sei „eine Investition in die nächste Generation und macht sich für Fellbach bezahlt“.

SPD-Sprecherin Sybille Mack hob ebenfalls „die Dringlichkeit zusätzlicher Personalbindungsinstrumente für städtische Kinderbetreuungseinrichtungen“ hervor. Die „Unsäglichkeit, dass die Eingruppierung auf Kinderzahlen basiert“, müsse beseitigt werde. Ihr genereller Appell lautet: „Machen wir unsere Stadt für unsere jetzigen und künftigen Mitarbeitenden als Lebensmittelpunkt interessant und erschwingbar.“